Frühere Produktionen mit Bildern

    G.F. Händel: Il Trionfo del Tempo e del Disinganno

    Jörg Halubek, Foto: Oliver Roeckle

    Die Südwestdeutsche Philharmonie arbeitet für ihre Barock-Reihe seit mehreren Jahren mit dem Dirigenten Jörg Halubek erfolgreich zusammen. Für Händels meisterhaftes Jugendwerk Il Trionfo del Tempo gibt es eine besondere Kooperation mit der Stuttgarter Musikhochschule. Die vier Gesangspartien wurden in einem hochschulinternen Wettbewerb an Studierende vergeben, darunter sind bereits Preisträgerinnen bedeutender Wettbewerbe. Darüber hinaus erhalten Studierende historischer Instrumente wie Laute, Cembalo und Blockflöte die Möglichkeit, in einem professionellen Konzert-Projekt der historisch informierten Aufführungspraxis teilzunehmen.

    Georg Friedrich Händel komponierte sein erstes Oratorium Il Trionfo del Tempo e del Disinganno (HWV 46a) 1707 in Rom zu einem Libretto des Kardinals Benedetto Pamphilj. Seit 1677 waren in Rom Opernproduktionen mit einem päpstlichen Bann belegt. Kantaten und Oratorien wurden zu Gattungen opernhafter Musik, aufgeführt in den Papstpalästen und Fürstenhäusern. In seinem Trionfo stellte der junge Händel dem hochrangigen römischen Publikum kompositorische Genialität und musikdramatischen Feinsinn unter Beweis. Das Werk sprüht, wie Händels erster Biograph Jahn Mainwaring schreibt, geradezu „von Feuer und Kraft“. Von der intimen Continuo-Arie über virtuose Koloratur-Arien und dramatischen Ensembles bis hin zu Soloauftritten der meisten Orchesterinstrumente werden alle Aufführenden gleichermaßen inspiriert und gefordert.

    La Bellezza | Hyerim Kim (Sopran)
    Il Piacere | Lara Rieken (Sopran)
    Il Disinganno | Inès Lopèz Fernández (Alt)
    Il Tempo |  Lars Tappert (Tenor)

    Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz
    Studierende der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
    Musikalische Leitung: Jörg Halubek

    Samstag, 29. Juni 2024

    Hyerim Kim
    Inès Lopèz Fernández
    Lara Rieken
    Lars Tappert

    Così fan tutte

    Foto: Christoph Kalscheuer

    Mozart und Da Ponte am Rande des Nervenzusammenbruchs oder die Schule der Liebenden

    In Paris tobt seit gerade einem halben Jahr die Revolution, da entfachen in Wien Mozart und Da Ponte mit Così fan tutte das revolutionäre Feuer der Erotik: ein Philosoph und ein Dienstmädchen wollen zwei jungen Paaren beweisen, dass die Liebe ein nüchternes Nullsummenspiel ist – Frauen sind niemals treu, alle Männer gleich wertlos. Doch das Experiment führt auf eine Achterbahn der Gefühle mit ungewissem Ausgang und an den Rand des Nervenzusammenbruchs. 

    Die Parallelen zu Almodóvar legen für Regisseur Guillermo Amaya einen Rückgriff auf das Lebensgefühl Spaniens in den 1980er Jahren nahe. Im Übergang von der Franco-Diktatur zur Demokratie stehen die religiösen, konservativen, traditionsverhafteten Kräfte des Ancien régime kulturellen Bewegungen wie der Movida madrileña gegenüber, die Hedonismus und Freizügigkeit zelebrieren. Beide könnten viel voneinander lernen. Werden die entfesselten Gefühle den Protagonisten helfen, sich selbst kennenzulernen und andere so zu akzeptieren, wie sie sind?

    Eine Produktion der Opernschule der HMDK Stuttgart

    Es spielt das Stuttgarter Kammerorchester mit Studierenden der Instrumentalklassen der HMDK Stuttgart.

    Musikalische Leitung: Bernhard Epstein
    Regie: Guillermo Amaya
    Bühne und Kostüme: Jörg Zysik

    Premiere am 8. Juni 2024, 19 Uhr

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Enveloppes - Hüllen

    Foto: Renaud Herbin

    Eine Materialuntersuchung

    von Renaud Herbin, Arnaud Louski-Pane & Rafi Martin

    Hülle ist ein allgemeiner Begriff, der Gegenstände umfasst, die einen Raum bilden, indem sie eine flächige und vollständige bzw. weitgehende Grenze zwischen innen und außen schaffen. So bildet z. B. die Atmosphäre eine Hülle um die Erde oder die Haut eine Hülle um den menschlichen Körper. (Quelle: wikipedia)

    Wir untersuchen Hüllen in ihren verschiedensten Erscheinungsformen und Geometrien, als Kostüme oder Figuren. Wir erfinden Möglichkeiten von Grenzkörpern, geschwollenen, aufgeblasenen Luftkörpern, von Körper-Materialien, welchen wir Leben einhauchen. Wir entdecken dabei Transformationen: Übergänge von einem Zustand in den anderen.
    Wir öffnen uns für noch unbekannte Mutationen.
    Zusammen mit Atem und Klang entstehen burleske Wesen und eine eigene Musikalität.
    Wir lassen uns vom Zusammen-Spiel überraschen.
    Ein Manifest-Gedicht wird geschrieben.

    Welche Hüllen erben wir?
    Welche wollen wir ausweiten, aufbrechen?
    Wie gehen wir dem Wunsch nach, Normen zu enthüllen?
    Was brauchen wir dafür?

    mit Viktoria Kasprik, Camilla Krause, Anna Lehotskà, Jakob Lenk (Studiengang Figurentheater), Judith Quast (Studiengang Sprechkunst), Anna Fiveiska (Studiengang Schlagzeug) und Paolo Malassis (Schauspielschule Ecole du TNB, Rennes, Frankreich)

    Eine Produktion des Studiengangs Figurentheater (Betreuung: Prof. Julika Mayer) zusammen mit dem Institut für Sprechkunst und dem Institut für Schlagzeug der HMDK Stuttgart und

    L ‘ é t e n d u e - Renaud Herbin

    Premiere am 5. April 2024

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Johann Strauss: Die Fledermaus

    Eisenstein ist stinksauer, sein Anwalt konnte ihn nicht vor dem Knast bewahren, das Gericht hat die Strafe gleich von fünf Tagen auf eine Woche aufgerundet. Sein bester Freund Falke heitert ihn auf und entführt ihn am Vorabend seiner Haftstrafe zu einer Party: Champagner, Spiel, Flirt und Tanz beim maßlos reichen Prinzen Orlofsky. Das kommt seiner Frau Rosalinde sehr gelegen, denn gerade ist ihr verflossener Liebhaber Alfred nach langer Abwesenheit wieder bei ihr aufgetaucht und hat sich forsch zum Abendessen bei ihr zuhause eingeladen. Dort wird er allerdings an Stelle von Eisenstein verhaftet.
    Auch Rosalinde geht nun auf Orlofskys Party und will maskiert herausfinden, was ihr Mann dort so anstellt. Eisenstein ist hingerissen von der seltsam bekannten Unbekannten, aber auch Rosalindes private Assistentin Adele erscheint ihm plötzlich – in Galagarderobe ihrer Vorgesetzten – in ganz neuem Licht. Zudem freundet sich Eisenstein auch noch mit seinem unerkannten Gefängnisdirektor an- die gemeinsame Inkompetenz in Französisch verbindet. Alles läuft im Champagnerstrom zunehmend aus dem Ruder – ganz nach den Plänen von Doktor Falke, der Rache nehmen will für einen demütigenden Streich, den ihm Eisenstein vor Jahren gespielt hat…

     

    Die Operette der Operetten erzählt die südafrikanische Regisseurin Victoria Stevens in einer rasanten Fassung für unsere Zeit neu mit dem jungen Sängerensemble der Opernschule der HMDK und in einer Version für Salonorchester unter der musikalischen Leitung von Ulrich Kern.

    Musikalische Leitung: Ulrich Kern
    Regie: Victoria Stevens
    Textfassung: Victoria Stevens und Martin Mutschler
    Bühnen- & Kostümbild: Basia Bińkowska
    Video: Lukas Eicher
    Arrangement: Alexander Krampe

    Eine Produktion der Opernschule der HMDK Stuttgart

    Premiere: 30. Januar 2024

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Auerhaus

    "Auerhaus" von Bov Bjerg

    „Gibt es für Selbstmord irgendeinen guten Grund?“, fragt der Deutschlehrer die Klasse. Nicht weil er selbst wirklich an einer Antwort in dieser Runde interessiert wäre. Nur, weil es Unterrichtsstoff ist. Goethes „Werther“ eben. Beide lange tot. Der Werther und der Goethe. Aber die Klasse, die lebt und hat auch gar nichts anderes vor. Bis auf einen. Frieder. Aber der ist nicht da. Und das ist das Problem. Frieder denkt nicht an Werther, der will einfach, dass die Lichter ausgehen. „Birth – school – work – death.“ Soll das etwa auch sein unentrinnbarer Lebensweg sein? Nein danke.

    Frieder hat Freunde. Die machen es ihm schwer mit seinem Plan vom frühen Schlussakkord. Kurzerhand nehmen sie den Lebensmüden unter ihre Obhut. Und wo geht das besser als in einer WG, fernab von all den Zwangsläufigkeiten, mittendrin im selbstbestimmten Leben. In einem alten Bauernhaus am Dorfrand lernen alle einander neu kennen. Die Liebe, die kein Kuchen ist, der weniger wird, wenn man ihn teilt. Die Autos, die erst aufregend sind, wenn sie viel Stoff verbrauchen. Die Parties, mit denen das so ähnlich ist. Und die Freundschaft, die irgendwie ganz anders funktioniert als erwartet.

    Auerhaus, das ist die eigene Welt in einer falschen. Die WG in einer fremden Welt, irgendwo in der Pampa nahe Stuttgart. Das sind die 80er Jahre, in denen Berlin noch eine Insel und Smartphones Science-Fiction waren. In denen alles anders war, und doch vieles gleich. Zum Beispiel das mit der Freundschaft. Oder der Liebe. Oder dem Weihnachtsbaum. Warum gehen bei dem nicht endlich mal die Lichter aus, statt bei Frieder? Denkt sich Frieder. Da lässt sich doch bestimmt was machen.

    Regie Brigitte Dethier
    Bühne Philipp Nicolai
    Kostüme Michaela Brosch
    Musik Marie-Christin Sommer
    Dramaturgie Frederik Zeugke

    Es spielen: Maria Helena Bretschneider, Lukas Karlsch, Dario Scheffler, Marie Schröder, Parsa Yaghoubi Pour, Leonie Wegner

    Premiere 6.Oktober 2023 im Wilhelma Theater

    Hinweis: Verschiedene Organisationen bieten Menschen mit Suizidgedanken Hilfe an, z.B. die Telefonseelsorge: 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222. (auch als Chat: telefonseelsorge.de). Für Kinder und Jugendliche gibt es die "Nummer gegen Kummer": 11 6 111 oder 0800/111 0 333. 

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Dialogues des Carmélites

    Oper in drei Akten von Francis Poulenc (1899 – 1963)
    Libretto vom Komponisten nach dem gleichnamigen Drama von Georges Bernanos und der Novelle „Die Letzte am Schafott“ von Gertrud von le Fort

    In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln

    Am 17. Juli 1794 wurden 16 Karmeliterinnen von Compiègne in Paris durch die Guillotine hingerichtet, da sie sich geweigert hatten, ihr Ordensgelübde zu brechen. Singend bestiegen sie das Schafott. Diese wahre Geschichte brachte der französische Komponist Francis Poulenc 1957 auf die Bühne.
    Seine Oper erzählt mit großem Ausdruck eine Vielfalt an Gefühlen: Angst und Mut, Vertrauen und Zweifel, Sorglosigkeit und Panik. Die junge Adelige Blanche de la Force hofft, ihre ständige “Angst vor der Angst” im Kloster zu überwinden, und der Glaube an Gott wird zum Zentrum ihrer Suche nach Sicherheit. Doch auch der geschützte Raum des Ordens wird durchlässig für die Ängste und Sorgen der Schwestern, zudem bricht sehr bald die historische Realität ein. Die Revolutionsgarden zwingen die Nonnen, ihr religiöses Leben aufzugeben, der Orden wird aufgelöst, alle Nonnen werden verhaftet. Blanche flieht, um am Ende doch aus innerer Überzeugung mit ihnen das Schafott zu besteigen. Endlich wird sie frei von ihrer Angst.

    Diese Oper gehört wie keine andere den Frauen, in keinem anderen Stück finden sich so viele wichtige weibliche Partien. Vor allem aber gehört die Oper bis ins Heute denjenigen Frauen, die widrigsten gesellschaftlichen Repressionen ihrer Zeit trotzen und die Mut, Glauben und Standhaftigkeit bewiesen haben.

    Unter der musikalischen Leitung von Bernhard Epstein, der szenischen Leitung von Franziska Severin und in der Ausstattung von Michael S. Kraus spüren die Studierenden der Opernschule der HMDK Stuttgart den Schicksalen dieser bemerkenswerten Frauen und ihrer Weggefährten nach.

    Es spielen das Stuttgarter Kammerorchester
    und Studierende der Instrumentalklassen der HMDK Stuttgart.

    Eine Produktion der Opernschule der HMDK Stuttgart

    Premiere am 8. Juni 2023

    Fotos: Christoph Kalscheuer
    Fotos: Wolfgang Silveri

    Alice, der Klimawandel und die Katze Zeta

    Margret Boysen schrieb 2016 mit „Alice, der Klimawandel und die Katze Zeta“ einen Roman über den Klimawandel. Angelehnt an Alice im Wunderland schaffte Boysen eine absurde Geschichte, die dem Leser durch den Dschungel der Klimafragen hilft und ihm eine Stütze dabei ist, wichtige Zusammenhänge zu verstehen. Sie schafft es, eine Illustration verschiedener Klimamodelle zu skizzieren und jeden wissenschaftlichen Sachverhalt mit einer bildlichen Geschichte zu verdeutlichen. 

    Nachdem sie ein Kaninchen verfolgt hat, fällt Alice in den Lüftungsschacht des Supercomputers eines Klimaforschungs-Instituts. Sie landet in einer anderen Zeit. Unserer Gegenwart. In ihrer Zeit - der Zukunft - ist das Klima schon gerettet. Mithilfe eines Forschers begibt sie sich auf eine Zeitreise. Alice lernt verschiedene Klimamodelle kennen. Jahrtausende des Klimawandels ziehen mithilfe der Technik in wenigen Stunden an ihr vorbei. Die Katze Zeta macht ihr die wissenschaftlichen Zusammenhänge begreifbar. Immer wieder von der inneren Frage nach Schuld, Mitgefühl und Gleichgültigkeit geplagt, entschließt sich Alice, Farbe zu bekennen.

    Der Regisseur Günter Maurer inszeniert mit den Studierenden der HMDK Stuttgart (Studiengang Sprechkunst) ein Hörspiel der ganz besonderen Art. Eine detailreiche Veranschaulichung, umgesetzt mit erfahrenen Sprecher*innen.

    Mit den Studierenden des Studiengans Sprechkunst der HMDK Stuttgart:
    Rahel Ehret, Lucas Herberhold, Annemarie Klemm, Kyara Klinar, Lieselotte Kohl, Marius Loy,  Adina Müller, Emilian Tersek, Viktoria-Anna Theil, Jill Weinmann,  Marcus Westhoff, Michael Baumann

    Regie: Günter Maurer

    25. und 26. April 2023, 20 Uhr und 27. April 2023, 18 Uhr

    EGALE LAGƎ

    Foto: Álvaro García

    Einsichten in den pataphysischen Vollzug

    Fünf forschende Menschen bewegen sich auf der Suche nach neuen Erkenntnissen in besonderen Räumen, in denen die Grenzen der Welt jenseits der Naturgesetze, wandlungsfähig und offen zu sein scheinen. In einer Reihe von beweisführenden Erfahrungen zur 'Pataphysik, der Wissenschaft der imaginären Lösungen, machen sie deutlich, daß die Definition von Raum, Zeit und Bewegung allein eine Frage des Standpunktes ist. Mittels ungewöhnlicher Blickwinkel und Manipulationen von Livekameras werden die Expert*innen in Videoprojektionen zu puppenhaften Laborant*innen ihrer eigenen Experimente. Sie klettern in perspektivische Fallen, berechnen kalkulierte Irrtümer und finden sich von der Schwerkraft befreit in optischen Täuschungen zurecht. In einem skurrilen Schwebezustand zwischen Imagination und Sachverhalt machen sie die vieldeutige Natur der Dinge und Abläufe sichtbar. Durch die EGALE LAGƎ entsteht ein ironischer Zwischenraum, in dem die Realität eine Illusion ist und gleichzeitig die Illusion eine Realität. In der kontroversen Begegnung von Wahrnehmung und Wirklichkeit erscheinen befreiende Abweichungen und erleichternde Ausnahmen als Neuorientierung für einen willkommenen Lagewechsel.

    Idee und Regie: Katharina Wibmer
    Videotechnik: Álvaro García
    Regie-Assistenz: Lukas Schneider
    Bühne & Kostüme: Kersten Paulsen

    Figurenspieler*innen: Emil Fischer, Eva Maria Hasler, Seul Subi Lee, Jo Posenenske, Nóra Vermes

    Eine Produktion des Studiengangs Figurentheater der HMDK Stuttgart

    Premiere: 24. März 2023

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Hans und Grete (UA)

    Ausgangspunkt Stammheim

    Am 18. Oktober 1977 fand man im Hochsicherheitstrakt der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim in ihren Zellen drei tote Inhaftierte, über deren Status sich die deutsche Gesellschaft bis heute nicht abschließend geeinigt hat. Waren es gewöhnliche Kriminelle? Politische Gefangene? Terroristen? Kämpfer für eine bessere Welt?
    Was 1968 mit einem Kaufhausbrand als politische Aktion gegen den Vietnamkrieg begann, kulminierte nach vielen Eskalationsstufen in dieser schockierenden Tat. Wie konnte es dazu kommen? Wie konnte der Kampf gegen Krieg selbst zu einem Krieg werden? Und führt „Gewalt gegen Sachen“ als Protestform zwangsläufig zu solch einem Ende?
    Die 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts scheiden die Nachkriegs-Bundesrepublik des Wiederaufbaus, die sich nur sehr eingeschränkt den Fragen nach Schuld und Verantwortung stellte von der Bundesrepublik, die nach einem neuen Selbstverständnis suchte, das die Vergangenheit nicht leugnete, aber eine Zukunft möglich machte.
    Die Oper „Hans und Grete“ versucht die innere Struktur der „Rote Armee Fraktion“ von der politischen Aktion zum Terrorismus nachzuvollziehen und zu verstehen, was diese Entwicklung heute für uns bedeuten kann.

    Das Textmaterial

    Der größte Teil der verwendeten Texte sind Originalzitate von Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof, Andreas Baader und Holger Meins aus verschiedensten Quellen wie Briefen, Kassibern, Manifesten, Eingaben, Tonaufnahmen, Interviews. Dazu kommen Zitate aus dem ikonographischen Umfeld der RAF (Leviathan, Moby Dick, Hänsel und Gretel) sowie aus Gerichtsprotokollen, Gesetzen und Arztberichten.

    In freier Montage der Zitate werden einige Grundkonstellationen ideologischer / psychologischer / zwischenmenschlicher / zeitgeschichtlicher Art evoziert. Dabei geht es weniger um das Nacherzählen des damals Geschehenen als um den Prozess der Radikalisierung und die Erforschung der eigenen Haltung aus heutiger Perspektive.

    Der Körper als Klangquelle

    Ein älterer Schauspieler und eine jüngere Schauspielerin werden sich mit den Texten der vier RAF-Leute auseinandersetzen. Die Körperklänge und Körperimpulse der beiden – Sprache, Atem, Herzschlag, Muskelkontraktion etc – werden von Kontaktmikrophonen abgenommen. Die Körper werden in einer Mischung aus Vampirismus und Zwangsernährung akustisch ausgeschlachtet - („Unsere letzte und stärkste Waffe ist unser Körper, ihn haben wir kollektiv eingesetzt.“ Holger Meins) - und diese Impulse vom Sounddesigner Felix Nagl am Abend live elektroakustisch weiterverarbeitet.

    Die chinesische Komponistin Huihui Cheng, die u.a. in Stuttgart und am IRCAM in Paris studiert hat, hat dazu Musik für ein 11köpfiges Sängerensemble geschrieben, Projektionen der Protagonisten, Geister, Dämonen, Alpträume. Es wird keine Instrumente geben. Alle Klänge werden von menschlichen Körpern und der Elektronik produziert.

    Die beiden in zwei Greenscreen-Räumen gefangenen Schauspieler und die sie bedrängenden Sänger werden von Live-Kameras beobachtet, deren Bilder vom Video- und Lichtdesigner Felix Hecker verarbeitet und im Keying-Verfahren auf eine Silhouette von Moby Dick projiziert werden. Moby Dick, der Leviathan, der Staat, das Ungeheuer, das Ziel.

    Hans und Grete

    Musik: Huihui Cheng
    Live-Elektronik: Felix Nagl
    Licht und Live-Video: Felix Hecker
    Konzeption: Birgit Angele
    Libretto: Bernd Schmitt

    Musikalische Leitung: Bernhard Epstein
    Regie: Bernd Schmitt
    Bühne und Kostüme: Birgit Angele

     

    Studierende der Opernschule und des Studiengangs Neue Musik der HMDK Stuttgart
    Sopran: Annija Adamsone, Danielle Barash, Dominika Majdanová
    Mezzosopran: Jasmin Hofmann, Christina Maier, Elena Tasevska
    Tenor: Leopold Bier,  Adam Brusznicki, Lars Tappert
    Bariton: Will Kim

    Die Frau: Lena Entezami
    Der Mann: Werner Strenger

    Uraufführung am 23. Januar 2023

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Der zerbrochne Krug

    Ein Lustspiel

    Er, Dorfrichter Adam, sei aus dem Bett gefallen, anschließend über sich selbst gestolpert und müsse deshalb mit diesem erstaunlich zerschundenen Gesicht und leider auch ohne Perücke Gerichtstag halten: Frau Marthe erhebt Anklage gegen Ruprecht, er habe beim nächtlichen Treffen mit ihrer Tochter Eve einen wertvollen Krug zerschlagen. Ruprecht streitet das ab und bezichtigt stattdessen seine Verlobte Eve der Untreue – er habe sie mit einem anderen ertappt, der aber unerkannt geflohen sei. Eve schweigt.

    Dieser Adamsfall ist nur die erste Lüge, die der Richter im Laufe des Prozesses von sich geben wird. Mit Hilfe der angereisten Gerichtsrätin Walter, tatkräftig unterstützt von Schreiber Licht, ist der Fall bald klar: Es geht um Missbrauch.

    Die Dreistigkeit, mit der Adam von sich als Täter ablenken, jede Verantwortung von sich weisen und die bestehenden Machtverhältnisse zementieren will, macht das Drama zum Lustspiel.

    Es spielen die Schauspielstudierenden der HMDK Stuttgart:
    Annabel Hertweck, David Richter, Joscha Schönhaus und Furkan Yaprak (3. Studienjahr)
    sowie Maria Helena Bretschneider, Janina Fautz und Marie Schröder (2. Studienjahr)

    Regie Alexander Marusch
    Bühne & Kostüme
    Kersten Paulsen
    Musik Marco Nola
    Dramaturgie Franziska Kötz
    Sprecherziehung Carola Grahl

    Premiere am Samstag, den 1. Oktober 2022 um 19.30 Uhr im Wilhelma Theater

    Fotos: Wolfgang Silveri

    La Wally

    Oper in 4 Akten in italienischer Sprache

    Libretto von Luigi Illica nach dem Roman „Die Geier-Wally“ von Wilhelmine von Hillern
    Musik von Alfredo Catalani / Kammerfassung von Christopher Brandt

    Wie der Titel der Oper uns zeigt, musste der Geier - als auf einer Opernbühne wohl nicht sehr praktikabel – aus der Geschichte weichen. Ansonsten aber haben Alfredo Catalani und sein Librettist Luigi Illica viel Leben und Sterben, Tänze und Kämpfe, Naturgewalt und Heimatliebe aus dem Tiroler Ötztal, wie es sich Ende des 19. Jahrhunderts den Autoren präsentierte, aus dem Roman der Wilhelmine von Hillern in ihre Verismo-Oper hinübergerettet.
    Die Geschichte Walburga Strommingers, von ihrem Vater mangels eines Sohnes eher im kraftvollen Selbstbewusstsein eines jungen Mannes als in der Demut einer Frau erzogen, der wilden Wally, die vor nichts und niemandem zurückschreckt und sagt, was sie denkt, ob es den Leuten gefällt oder nicht, die sich in den Bärenjoseph verliebt – der seinen Bären auch in der Oper behalten durfte, vermutlich weil der im Moment seines Auftretens bereits tot ist – in den Bärenjoseph verliebt sie sich also, der die gleiche äußere Kraft und innere Stärke hat wie sie. Unfähig über ihre Gefühle zu reden, sagt sie ihm aber nichts davon. Doch der Vinzenz Gellner, der die Wally abgöttisch liebt, sieht’s und verrät’s dem Vater, der immer Ärger hatte mit dem Vater vom Joseph, der ohnehin aus Sölden ist und nicht aus Hochstoff wie der Stromminger und ein Stolzer dazu und da gibt der Stromminger sein Mädel zum Dank und zum Trotz dem Gellner zur Frau. Die Wally aber lehnt den Gellner ab, weil sie ihn nicht liebe, wie sie sagt, und da jagt sie der Vater vom Hof und sie verbringt einen Sommer allein auf der höchsten Alm bei den Ziegen und den Berggeistern vom Murzoll.

    Dann ist der Vater tot. Die Wally erbt den Hof und kann frei über sich entscheiden. Auf einem Fest in Sölden trifft sie den Joseph wieder. Doch fuchsteufelswild und eifersüchtig beleidigt sie die Afra, die sie mit dem Joseph liiert glaubt. Da fordert Joseph sie auf zum Tanz des Kusses, bei dem der Mann der Frau einen Kuss rauben muss - gegen deren Willen – und dann gehört sie ihm an für immer. Ein Duell so packend wie High Noon. Wally ist im Glück und am Ende des Tanzes gibt sie sich Joseph hin, aus freien Stücken. Aber alle lachen sie aus, denn es war keine Eroberung, keine Liebe, es war nur die Rache für Afra. In ihrer rasenden Wut und Verletztheit fragt Wally den Vinzenz Gellner, ob er sie noch wolle und bereit sei, für ihre Hand den Joseph zu töten. Und so nimmt das Drama im Ötztal seinen Lauf...

    Musikalische Leitung: Johannes Pell
    Regie: Bernd Schmitt
    Bühne und Kostüme: Birgit Angele

    Mit dem Stuttgarter Kammerorchester und Studierenden der HMDK Stuttgart

    Eine Produktion der Opernschule der HMDK Stuttgart

    Premiere am 8. Juni 2022

    Ein Bericht des SWR-Kulturmagzins "Kunscht" kann HIER abgerufen werden.

     

     

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    HAPPY ENDING

    Eine Performance des Studiengangs Figurentheater und von backsteinhaus produktion

    Mit HAPPY ENDING beschließt die Stuttgarter Tanzkompanie backsteinhaus produktion ihre Reihe DER FALL MENSCH und kooperiert für diese Inszenierung erstmals mit dem Studiengang Figurentheater. Die Trilogie befasst sich mit unserer Spezies und ihrem Untergang.

    Die drei Stücke SHOW DOWN, CLIMAX und HAPPY ENDING beschäftigen sich mit drei großen Themen der Menschheitsgeschichte: die Evolution, das Anthropozän und Post-Extinction. Beim Versuch, den Mensch zu verstehen, beleuchten sie unsere Spezies und karikieren unser Dasein. Das Anthropozän, eine vermeintlich kurze Zeitspanne im Erdbestehen, wird als Scheitern verstanden. Mit einem Ensemble aus Tänzer*innen, Musiker*innen und Studierenden des Studienganges Figurentheater bündelt HAPPY ENDING die Überbleibsel dieses Zeitalters. Nicht ohne Selbstironie werden die Reste der Menschlichkeit und ihr Zerfall museal aufbereitet. Mit dem menschlichen Körper als Material erschaffen sie eine Zukunftsvision und zugleich eine Erinnerung.

    backsteinhaus produktion haben ihre künstlerische Heimat am Theater Rampe und dem Kunstverein Wagenhalle. Sie erschaffen absurde Welten mit einer authentischen, realen Ästhetik sowie einer eigenwilligen und interdisziplinären Formsprache an der Schnittstelle zwischen zeitgenössischem Tanz und Theater.

    www.backsteinhausproduktion.de

    Eine Produktion des Studiengangs Figurentheater der HMDK Stuttgart in Kooperation mit backsteinhaus produktion.

    Team backsteinhaus produktion: Ottavio Ferrante, Kevin Franc, Isabelle Gatterburg, Heiko Giering, Timo Kleinemeier, Nicki Liszta, Nina Malotta, Güldeste Mamac, Moritz Martin, Rebecca Moltenbrey, Tobias Tönjes, Anniek Vetter

    Team der HMDK: Elena Sofie Böhler, Lara Epp, Eva-Maria Hasler, Thomas Kraft, Julika Mayer, Lotte Pazelt, Natasja Raböse, Stephanie Rinke, Emilien Truche 

    und das Team des Wilhelma Theaters

    Premiere: 31.3.2022

    Fotos: Alex Wunsch

    B. Britten: Ein Sommernachtstraum

    Ein Zauberwald vor den Toren Athens: Elfen und Feen stürzen mit einem Liebestrank zwei frisch verlobte Paare in emotionale Verwirrung, ihre Königin Tytania verliebt sich in einen Esel. Den Schwebezustand von Traum und Schlaf  bricht immer wieder eine Truppe Handwerker, die für die Hochzeit von Theseus, des Herrschers von Athen, ein mythologisch inspiriertes Theaterstück einstudieren. Brittens Meisterwerk erzeugt eine fantastische Atmosphäre, und verschmilzt Modernes mit Anklängen an sein großes barockes Vorbild Henry Purcell. Michael Schulz, Generalintendant des Musiktheaters im Revier Gelsenkirchen führt Regie, GMD Prof. Rasmus Baumann leitet das Kammerorchester aus Mitgliedern des SKO und HSO beim Streifzug der Opernschule durch Shakespeares und Brittens nächtliche Traumwelten.

    Musikalische Leitung: Rasmus Baumann
    Regie: Michael Schulz
    Ausstattung: Beata Kornatowska

    Mit dem Stuttgarter Kammerorchester und dem HochschulSinfonieOrchester der HMDK Stuttgart

    Mit Studierenden der Opernschule der HMDK Stuttgart

    Premiere: 29. Januar 2022

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Das Ende von Eddy

    von Édouard Louis

    „Ich durfte mich nicht mehr so verhalten wie bisher. Ich musste meine Gestik beim Sprechen unter Kontrolle bekommen, musste lernen, mit tieferer Stimme zu reden, und ausschließlich männertypischen Freizeitbeschäftigungen nachzugehen. Mehr Fußball spielen, keine Schlagersendungen mehr sehen, andere Schallplatten hören. Allmorgendlich im Badezimmer wiederholte ich für mich dieselbe Formel, ununterbrochen, so oft, dass sie schon ihren Sinn verlor, zu einer reinen Abfolge von Lauten und Silben wurde. Ich sagte sie auf und begann sofort von neuem Heute bin ich ein echter Kerl. Ich erinnere mich daran, denn es war genau dieser Satz, fast in der Art eines Gebets, mit diesen Worten und keinen anderen Heute bin ich ein echter Kerl.“

    Die Story: Eddy wächst in einer ihm fremden Welt auf. Hier sind Männer Männer, wenn sie viel trinken, ohne wirklich Träume zu haben. Wenn sie harte Arbeit in der Fabrik leisten und mit zu wenig Geld zu spät nach Hause kommen. Fussball spielen. Oder laut darüber streiten. Sich Schlägereien liefern. Frauen lieben – genau so, wie sie es vorher in den Videos heimlich gesehen haben.

    Eddy fühlt: er ist anders. Wenn er spricht, lachen die andere über seine Stimme, wenn er sich bewegt, verhöhnen sie seinen Lauf, seine Gestik. Wenn er still ist und starr schlagen sie zu und lachen über ihn. Mädchen interessieren Eddy nicht. Seine Homosexualität versucht er zu verleugnen und zu verbergen. Eine erste Freundin, demonstrativ den anderen vorgeführt, hilft da nicht lange. Eddy sucht nach einem Weg, anders sein zu dürfen, denn wie die anderen kann er nicht werden. Ändern kann er weder sich noch sein Umfeld. Wohin also?

    Der Autor Edouard Louis begann mit 18 Jahren seinen ersten Roman zu schreiben. Seine Geschichte von Eddy trägt starke autobiografische Züge. Als „Skandalautor“ und „Wunderkind“ wird er ausgezeichnet, seit 2014 in verschiedene Sprachen übersetzt, seine Texte werden auf Bühnen zwischen New York, Paris und Berlin erfolgreich inszeniert. Louis führt dieser Gesellschaft vor, wie sehr neben der sich als aufgeklärt feiernden Welt noch andere Lebensweisen und Auffassungen weiter machtvoll existieren. Homophobie, Armut und Bildungsferne sind keine Themen anderer Länder oder Zeiten, sondern ein gegenwärtiger Alltag, den wir oft lieber als komisch betrachten wollen, statt ihn zu ändern.

    Die Regisseurin Nina Mattenklotz inszenierte seit 2008 u.a. am Schauspielhaus in Wien und Zürich, in Hamburg, Basel, Bremen, Graz und Luzern und mehrfach auch am Staatstheater in Stuttgart.

    Regie: Nina Mattenklotz - Ausstattung: Lena Hiebel – Dramaturgie: Frederik Zeugke

    Mit den Schauspielstudierenden der HMDK Annabel Charlotte Hertweck, Anja Pichler, David Richter, Joscha Schönhaus, Furkan Yaprak

    Premiere: 2. Oktober 2021, 19.30 Uhr

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Die Nibelungen - Live-Hörspiel

    Natürlich kennen Sie die Nibelungen. Natürlich wurde Ihnen schon oft versprochen, dieses Mal einen Klassiker wirklich in ganz neuem Gewand zu erleben. Natürlich kommt Ihnen das wie eine Floskel vor. Aber diesmal stimmt‘s wirklich. Wir spielen die Nibelungen nach einer Fassung von Heinrich von Steinfest. Als Livehörspiel unter der Regie von Günter Maurer. Das ist nämlich gleich doppelt neues Gewand für einen verstaubten Klassiker. Das müssen Sie jetzt auch zugeben, dass Sie den so noch nie gesehen haben. Und dabei haben wir noch gar nicht erwähnt, dass wir selbst einige Kapitel umgeschrieben haben: Wir haben noch gar nichts vom Boxkampf erzählt, von der Soap-Opera, dem genialen Schachzug, neben Mittelhochdeutsch auch noch HipHop-Einlagen einzubinden. Wirkt das jetzt viel? Ja. Aber davon lassen Sie sich doch nicht abschrecken. Immerhin sind Sie bis hierher gekommen. Hätten Sie nach „Klassiker in neuem Gewand“ aufgehört zu lesen, dann wüssten Sie das alles nicht. Sie wüssten auch nicht, dass alle Beteiligten auf der Bühne Sprechkunststudierende und Absolventen sind - und dass das Ganze auch noch von Live-Musik untermalt wird! Das klingt nicht uninteressant, finden Sie? Nur wie das Ganze in einen Rahmen passen soll, wie aus diesen grellen Puzzleteilen etwas werden kann, dass schließlich unterhaltsam, kurzweilig und witzig ist, das können Sie sich noch nicht so ganz vorstellen. Tja. Da können Sie jetzt hier aber auch noch so viel lesen - das klärt sich erst, wenn Sie sich das Stück anschauen. Also alles können wir hier nun wirklich nicht verraten... Dass Siegfried stirbt, wissen sie ja schon. Eigentlich sterben alle. So ist das mit den Heldensagen. Da kommt es eben mehr aufs Drumherum an. Und davon haben wir wirklich Einiges zu bieten. Also kommen Sie? Schön, wir auch.

    Mitwirkende:
    Berenike Beckhaus, Mareike Köhler, Max Walter Weise,
    Leo Röcker, Jona Mack, Lea Brückner  & Judith Quast.

    Günter Maurer, Bearbeitung & Regie

    Eine Produktion der Studiengänge Sprechkunst und Sprecherziehung der HMDK Stuttgart.


    25. und 26. November 2021, jeweils 19 Uhr

    Tickets sind hier erhältlich!

    Daniil Charms: FÄLLE.FALLEN

    Keine Inhaltsangabe

    Wenn Sie zu uns kommen, vergessen Sie alles, was Sie in allen Theatern zu sehen gewohnt sind. Vieles wird Ihnen vielleicht unsinnig erscheinen. Wir nehmen das Sujet dramaturgisch. Es entwickelt sich anfangs einfach, wird dann plötzlich von scheinbar nebensächlichen, offenkundig sinnlosen Momenten unterbrochen. Sie sind erstaunt. Sie wollen die gewohnte, logische Gesetzmäßigkeit wiederfinden, die Sie im Leben zu sehen vermeinen. Aber die wird es hier nicht geben: Warum nicht? Weil der Gegenstand und die Erscheinungen, aus dem Alltagsleben auf die Bühne übertragen, ihre ‚Lebens‘-Gesetzmäßigkeit verlieren und eine andere erlangen – die des Theaters. Erklären werden wir sie nicht. Um die Gesetzmäßigkeit einer Theatervorstellung zu begreifen, muss man sie sehen.

    Daniil Charms (u.a.): Oberiu. Vereinigung der realen Kunst. Manifest, 1928


    Es spielen die Studierenden der Schauspielschule

    Wiktor Grduszak, Cora Kneisz, Natalja Maas, Jonas Matthes, Liliana Merker, Félicien Moisset und Jakob Spiegler

    Regie Jozef Houben
    Bühne & Kostüme
    Alois Ellmauer
    Dramaturgie
    Franziska Kötz

    Premiere im Wilhelma Theater am Freitag, den 9. Oktober 2020

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    W.A. Mozart: Don Giovanni

    Foto: Christoph Kalscheuer

    Die Rache kommt aus dem Jenseits, der Verführer wird bestraft und fährt zur Hölle – Don Giovannis letzte Stunden sind voller Misserfolge und Niederlagen. Dennoch erzählen Mozart und da Ponte davon so spannungsreich und mitreißend, dass erotische Faszination, wie rücksichtslose Gewalt des Protagonisten, die Zuschauer jedes Mal in Bann ziehen. Wer ist Don Giovanni, dass nur seine Vernichtung die Ordnung wieder herstellen kann? Und warum sind alle Lebenden Don Giovanni gegenüber machtloser, als die Statue eines Gegenspielers, den er bereits umgebracht hat?

    Das Stück ist eine explosive Verbindung von opera seria und opera buffa und seine Kraft ist bis heute ungebrochen. Nach den Erfolgen von Le nozze di Figaro (2015) und Cosi fan tutte präsentiert die Opernschule der HMDK Stuttgart nun Mozarts dramma giocoso in der Sicht des deutschlandweit erfolgreichen Regisseurs Dirk Schmeding (Staatstheater Braunschweig, Staatstheater Darmstadt, Staatstheater Augsburg) und unter der musikalischen Leitung von Prof. Bernhard Epstein.

    Eine Produktion der Opernschule der HMDK Stuttgart

    Musikalische Leitung: Bernhard Epstein
    Regie: Dirk Schmeding
    Ausstattung: Britta Leonhardt

    Mit dem Stuttgarter Kammerorchester, ergänzt durch Studierende der musikalsichen Klassen der HMDK Stuttgart.

    Pandemiebedingt fand die Produktion nur hochschulintern als reines Studienprojekt im Sommersemester 2021 statt.

     

     

    Quacksalber

    Ein satirisch absurder Puppenfilm über Schwindler, Scharlatane und Kurpfuscher

    Auf einer großen leeren Bühne, dem Nimbus zwischen Wahrheit und Lüge steht:
    der RADIO TOWER. Er ist die Quelle der Nachrichten, der Werbung, der Mythen, ein heiliger Boden für jeden Quacksalber und ein perfekter Ort, um den Titel des Godfather of Spam zu ergattern.

    Wir befinden uns im nördlichen Amerika des 19. Jahrhunderts, mitten im Wilden Westen in einer der berühmt berüchtigten „Medicine Shows“. Zwei haarsträubend skandalöse Quacksalber liefern sich ein Duell um die Gunst des Publikums.

    Auf der einen Seite Dr. Quackenbush, bekannt für herausragende wissenschaftliche Brauereikenntnis und sein Wundermittel: Dr. Quackenbush’s Snake Oil.

    Auf der anderen Seite die Konkurrenz, Dr. Bontempi, praktizierende Schamanin und Spezialistin für Haarkuren und Tränke aller Art, besonders wirksam: Dr. Bontempi’s Snake Oil.

    Gegen und für jedes Problem, psychisch, physisch, pataphysisch, Risiken und Nebenwirkungen sowie innere und äußere Anwendung möglich. Wer kann den RADIO TOWER hacken, und bei wie viel Spam stößt das Bullshit Meter an seine Grenzen?

    Mit viel Witz und schwarzem Humor beginnt ein wildes trashiges Spiel, das sich die naive Sehnsucht der Menschen nach dem Allheilmittel, welches nicht nur Krankheiten aller Art heilen kann, sondern auch noch Falten glättet und Flecken entfernt, zu Nutze macht.

    Special Guest: Artaud, psychopathischer Chirurg.

    Bleiben Sie gesund.

    Eine Produktion des Studiengangs Figurentheater der HMDK für das Wilhelma Theater in Koproduktion mit den Master Studiengängen Neue Musik und Mediensprechen

    Regie: Patrick Sims
    Figurenspiel: Chloé Delaby, Abdulsamad Murat, Marta Pelamatti, Lukas Schneider
    Musik: Augustin Lipp und Patrick Sims
    Kamera/Schnitt: Katharina Wibmer

    Die Online-Premiere über Reservix fand am 28. April 2021 um 20 Uhr statt.

    Fotos: Ensemble

    (KEIN) SEXTETT

    Kein Sextett
    Jazz meets Figurentheater

    Eine szenisch-dokumentarische Videoproduktion der Studiengänge Figurentheater und Jazz & Pop im Wilhelma Theater der HMDK Stuttgart, aufgezeichnet im Wilhelma Theater in Zusammenarbeit mit dem FITZ! Zentrum für Figurentheater.

    Am 29. März 2020 hätte die Produktion Sextett im Wilhelma Theater ihre Premiere gehabt: eine Inszenierung unter der Regie von Frank Soehnle, in der es um die Begegnung zwischen Marionette und Musik geht. Das Instrument der Musik trifft auf ein Instrument der Darstellung –Ausgangspunkt der szenischen Arbeit: die Improvisation. Es wurden Szenen entwickelt, in denen die Figuren und die Musik nicht nur die Interpret*innen, sondern die eigentlichen Protagonist*innen sind. Doch während der Proben kam, bedingt durch die COVID-19-Pandemie, alles zum Stillstand. Plötzlich sahen sich die Studierenden einer völlig neuen Realität ausgeliefert –ein leeres Theater, kein Publikum, und nicht mehr als fünf Personen in einem Raum.

    Was also tun? Ganz einfach: mit der neuen Realität umgehen! Das Produktionsteam setzte sich also mit der neuen, ungewohnten Leere des verlassenen Theaterraums auseinander – beobachtet nur von einer Kamera und durch eine Pandemie limitiert in den Möglichkeiten der physischen Begegnung untereinander und mit dem Publikum. Und was passierte? Die Marionetten holten die Studierenden aus ihrer „Corona-Depression“: konstruiert und gebaut, um auf der Bühne zu existieren, sorgten sie mit ihrer Aufforderung zu tanzen, zu spielen und zu träumen für neues, spannendes und auch ein wenig skuriles Leben im leeren Theaterraum, flankiert von der Kraft der Musik. So wurde aus Fragmenten der ursprünglich vorgesehenen Inszenierung und viel Improvisation und Ideenreichtum ein neues assoziatives Netz gesponnen, das sich den Raum theatral zurück- und die Kamera eroberte. Eine neue Hoffnung entstand: die äußere Leere war und ist keine innere! Eben Kein Sextett!
    Figurentheater in Zeiten des Lockdowns: ein neues und hoffnungsvolles Spiel mit ganz neuen Spielregeln!

    Dauer: 55 Minuten

    Kostenfreie Online Premiere: Sonntag, 14.6. 2020 um 20.00
    ab da jederzeit abrufbar unter:
    www.wilhelma-theater.de; www.hmdk-stuttgart.de und www.fitz-stuttgart.de

     

    Regie:                                             Frank Soehnle
    Komposition & Betreuung Musik:    Rainer Tempel
    Betreuung Figurenbau:                   Michael Mordo
    Betreuung Ausstattung:                 Arne Bustorff
    Assistenz:                                       Gerda Knoche

    Figurenspiel und -bau:                    Anne-Sophie Dautz
                                                            Solène Hervé
                                                            Annina Mosimann
                                                            Liesbeth Nenoff
                                                            Adeline Rüss

    Mitwirkende:                                    Annika Franz, Gesang
                                                             Lars Töpperwien, Trompete
                                                             Anniek Vetter, Figurenspiel und -bau

    Musik:                                               Simon Bremen, Saxophon
                                                             Moritz Langmaier, Klavier
                                                             Erik Biscalchin, Kontrabass
                                                             Klemens Fregin, Schlagzeug

    Kamera und Schnitt:                         Nadja Weber
                                                             Alexander Schmidt

    Technische Leitung:                          Daniel Aigner
    Ausstattungsleitung:                        Kersten Paulsen
    Licht:                                                Jupp Bertels
    Bühne & Beleuchtung:                      Elias Dunkel, Neele Heller, Simon Thomas
    Beratung Maske:                              Dieter Brenner
    Produktionsleitung:                          Stephanie Rinke

    Eine Produktion der Studiengänge Figurentheater und Jazz & Pop im Wilhelma Theater der HMDK Stuttgart.
    Die filmische Umsetzung wurde in Zusammenarbeit mit Fitz! Zentrum für Figurentheater Stuttgart realisiert.

    Otto Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor

    Komisch-phantastische Oper
    Text von Salomon Hermann Mosenthal
    nach William Shakespeare
    Musik von Otto Nicolai

    Windsor. Ein beschauliches Städtchen in England. Die Häuser sind stattlich, die Gärten gepflegt. Ab und zu fällt ein Schuss. Dann sind die Männer auf der Jagd. Ansonsten ist es still.
    Für Sir John Falstaff sind die Zeiten schwierig geworden. Die Reputation seines Standes ist dahin – im Allgemeinen sowieso und in seinem speziellen Fall vielleicht noch etwas mehr. Sein Geld hat er in seinen monströsen Bauch investiert, seine adeligen Freunde sind perdu und so muss der Anarchist und Bramarbasierer sich nun gezwungenermaßen, das Herz voller Verachtung, über das Bürgertum finanzieren.
    Schnell hat Sir John herausbekommen, dass in der Regel die Damen des Hauses die Finanzen verwalten und so beschließt er, über das Herz einer gewissen Frau Fluth an den Schlüssel von Herrn Fluths gut gefüllter Geldkiste zu kommen und schreibt ihr – der Frau, nicht der Kiste (oder doch?) - einen Liebesbrief. Da man aber nie alles auf eine Karte setzen soll, so schreibt er einen zweiten Liebesbrief an die Nachbarin von Frau Fluth, eine gewisse Frau Reich, nicht nur des gleichen Liebe-vollen Inhalts, sondern ökonomischer Weise auch des identischen Wortlauts.
    Bei derart nachlässiger Täuschung fliegt die Sache recht schnell auf und die beiden Damen beschließen, sich an dem dicken Ritter zu rächen und bestellen ihn zu einem Stelldichein, das dann allerdings für seinen stattlichen Korpus sehr anders verläuft, als Sir John, der der Einladung nur allzu leicht Glauben schenkt, sich erhofft hatte.
    Außerdem will jede der beiden Damen bei dieser Gelegenheit der Manneszucht neben dem Ritter auch dem eigenen Ehemann eins auswischen. Herr Fluth soll büßen für seine ewige Eifersucht und wird von den Damen vermittels eines anonymen Briefes als Jäger auf den dicken Liebhaber angesetzt.
    Frau Reich kann sich mit ihrem Gemahl nicht einig werden, wer der bessere Ehemann für die gemeinsame Tochter Anna ist. Doktor Cajus, den Frau Reich präferiert oder Junker Spärlich mit 600 Pfund im Jahr und einer Fabrik, den Herr Reich gerne als Schwiegersohn sähe. Das allgemeine Chaos dieser Nacht der langen Rache will Frau Reich – lustigerweise aber auch ihr Mann - nutzen, um Anna heimlich dem ihrer / seiner Meinung nach Richtigen anzutrauen. Aber da gibt es noch einen gewissen Herrn Fenton und während die Schmerzensschreie des vom ganzen Städtchen malträtierten Ritters von der dicken Gestalt die Stille des nächtlichen Forsts zu Windsor zerreißen, kommt wenigstens der Habenichts Fenton mit seiner Herzensdame ans ersehnte Ziel.

    Mit Dritan Angoni, Josè Carmona, Johannes Fritsche, Timo Hannig, Dimitrios Karolidis, Kabelo Lebyana, Amber Norelai, Maria Polanska, Hans Porten, Alice Rossi, Paul Sutton, Elena Tasevska, Elizaveta Volkova, Sarah Yang
    und einem Chor aus Studierenden der Bachelorklassen.

    Musikalische Leitung: Bernhard Epstein
    Regie: Bernd Schmitt
    Bühne und Kostüme: Birgit Angele

    Es spielt das Stuttgarter Kammerorchester, sowie Studierende der Instrumentalklassen der HMDK.

    Eine Produktion der Opernschule der HMDK Stuttgart

    Premiere am 31. Januar 2020 um 19 Uhr im Wilhelma Theater



    Fotos: Christoph Kalscheuer

    GLAUBE LIEBE HOFFNUNG

    GLAUBE LIEBE HOFFNUNG
    Ein kleiner Totentanz
    von Ödön von Horváth
    Dieses Theaterstück wurde unter Mitarbeit von Lukas Kristl verfasst.

    Die Person ist jung, alleinstehend, weiblich und sie braucht sehr dringend Geld. Sie beschließt, ihren Körper zu verkaufen. Mit dem könnten sie machen, "was die Herren nur wollen". Einzige Bedingung: sie möchte das Geld bitte sofort ausbezahlt bekommen, den Körper werde sie zur Verfügung stellen, sobald dieser einmal im Leichenschauhaus bei den Herren Präparatoren eintreffen würde.

    Dies ist der Ausgangspunkt eines Dramas, das sich auf Tatsachen beruft. Ödön von Horváth hat in seinem Stück, das er auf seine eigene, liebevolle Weise mit "ein kleiner Totentanz" untertitelt, ein Gesellschaftsbild gezeichnet, das uns zugleich überspitzt und alltäglich erscheint. 

    Horváth greift in GLAUBE LIEBE HOFFNUNG ein Einzelschicksal heraus, um "den gigantischen Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft zeigen zu können, dieses ewige Schlachten, bei dem es zu keinem Frieden kommen soll – höchstens, dass mal ein Individuum für einige Momente die Illusion des Waffenstillstandes genießt".

    Der Autor weiter über seine Arbeit: "Wie in allen meinen Stücken habe ich auch diesmal nichts beschönigt und nichts verhässlicht. Wer wachsam den Versuch unternimmt, uns Menschen zu gestalten, muss zweifellos (…) feststellen, dass ihre Gefühlsäußerungen verkitscht sind, das heißt: verfälscht, verniedlicht und nach masochistischer Manier geil auf Mitleid, wahrscheinlich infolge geltungsbedürftiger Bequemlichkeit – wer also ehrlich Menschen zu gestalten versucht, wird wohl immer nur Spiegelbilder gestalten können (…) 

    Wenn Horváth dies schreibt, hat er seine Gegenwart vor Augen: 1932 ist dieses Stück entstanden. Eine Welt, die mehr und mehr ihr Heil in ihrer nationalen Kraft und sozialistischer  Sehnsucht geben wollte, die von Angst und Arbeitslosigkeit besetzt war, die alles Fremde und Befremdliche aus- oder wegschließen wollte.

    Der Regisseur Kristo Sagor ist in Stuttgart kein Unbekannter. Am Staatstheater und am JES waren bereits Inszenierungen und eigene Stücke von ihm zu sehen. Mit den über zwanzig Dramen, die der 43-jährige geschrieben hat, gehört er zu den vielgespielten Autoren im deutschsprachigen Raum. Viele Preise hat er sowohl als Autor wie auch als Regisseur erhalten, darunter auch den Deutschen Theaterpreis "Der Faust". Dass ein Schwerpunkt seiner Arbeit auf Kinder- und Jugendtheater liegt, macht die kommende Arbeit mit einen "modernen Klassiker" umso spannender.

    Es spielen die Schauspielstudierenden des 3. Jahrgangs: Anna Caterina Fadda, Vera-Cosima Gutmann, Luise Harder, Theresa Mußmacher, Fatih Kösoglu, Julian Mantaj, Simon Rusch, Eduard Zhukov

    Regie: Kristo Sagor
    Bühne: Iris Kraft
    Kostüme: Kersten Paulsen
    Musik: Felix Rösch
    Dramaturgie: Frederik Zeugke

    Premiere 11. Oktober 2019

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Hans Werner Henze: Elegie für junge Liebende

    „Der Geist des Menschen muss sich entscheiden für die Vollkommenheit des Lebens oder des Werkes“

    Im Mai 1961 wird Henzes „psychologisch nuancierte Kammeroper“ – wie der Komponist sie selbst bezeichnet - im Schwetzinger Schlosstheater unter seiner Regie uraufgeführt. Es ist sein siebentes Werk für das Musiktheater. Die Partie des Dichters Gregor Mittenhofer interpretiert damals Dietrich Fischer- Dieskau.

    Die Opernhandlung kreist um den Dichterfürsten Mittenhofer, der vampirartig seine Umwelt für sein künstlerisches Schaffen benutzt.
    Alle sechs Figuren leben in und mit einem Wahn. Die Sekretärin Carolina von Kirchstetten erträgt devot alle Erniedrigungen, um ihrem Meister künstlerisches Schaffen zu ermöglichen, der Arzt Wilhelm Reischmann umsorgt stündlich des Künstlers Wohlbefinden. Hilde Mack, eine Witwe, dient ihm nach dem Tod ihres Mannes mit ihren Visionen als Inspiration, die junge Elisabeth Zimmer als Geliebte und Muse. Die Ankunft des Arztsohnes Toni Reischmann wirkt katalytisch auf die Beziehungen. Am Ende steht der Tod zweier Liebender, der von Elisabeth und Toni, mittels dessen Mittenhofer sein neues Gedicht, die Elegie, vollenden wird.
    Die enorme Farbigkeit, die Henze aus der kleinen Orchesterbesetzung von 25 Instrumenten erzielt, ist beeindruckend. Jeder Figur des Stückes ist ein Instrument zugeordnet, Hilda Macks Visionen ähneln in ihrer „kristallnen Klanglichkeit“ (Henze), der Wahnsinnszene aus Lucia di Lammermoor. Uhrenschlagen und Geräusche thematisieren und gliedern musikalisch die ritualisierte Zeit in dem Berghotel, in dem Mittenhofer jährlich residiert. Die Gesangspartien fordern ebenso schillernde Farbigkeit wie Nuancenreichtum.

    Die komplexe Tiefenpsychologie der Kälte menschlicher Beziehungen und Abhängigkeiten darzustellen, ist eine szenische Herausforderung für junge SängerdarstellerInnen.
    Neben der Hinterfragung des Absolutheitsanspruchs des Künstlers werden in der Elegie Kommunikationsunfähigkeit und nicht zuletzt die Schuldfrage Mittenhofers thematisiert. Henze hat in dieser Kammeroper keineswegs nur ein subjektiv -psychologisierendes Einzelschicksal, sondern einen menschlichen Konflikt mythischer Dimensionen vertont. Wieweit kann, soll, darf der Künstler für seine Kunst gehen? Leben und Kunst? Oder Kunst= Leben? Leben oder Kunst? Nutzt und benutzt der Kunstschaffende andere Menschen, Kollegen zur Durchsetzung seiner Interessen?
    Bereits im Studium stellen sich auch und gerade für die jungen KünstlerInnen diese grundsätzlichen Fragestellungen: welchen Stellenwert Kunstausübung im Leben einnimmt, ist eine der wesentlichsten und weitreichendsten Entscheidungen.

    Mit Studierenden der Opernschule und einem Kammerensemble der HMDK Stuttgart
    Musikalische Leitung: Bernhard Epstein
    Regie: Kornelia Repschläger
    Bühne: Alexandre Corazzola
    Kostüme: Ralf Christmann

    Premiere: 31. Mai 2019, 19 Uhr
    weitere Vorstellungen: 02. / 04. / 08. / 16.06.2019

    Mit freundlicher Unterstützung der Gesellschaft der Freunde der HMDK Stuttgart

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Screening Puppets

    Großes Kino im Wilhelma Theater!

    Vom 31.3. bis 7.4. 2019 präsentiert der Studiengang Figurentheater eine Auswahl an Filmen, die sich formal und inhaltlich der vielfältigen Kunstform des Figurentheaters zuordnen lassen.
    Das Programm umfasst  Geräuschperformance, Experimentalfilm, Trickfilm, Klassiker des Animationsfilms und Puppenfilm-Blockbuster. Darüber hinaus gibt es Hintergrundinformation, Diskussionsrunden, Workshops und „Open Screening“, bei dem selbst produzierte Kurzfilme eingereicht werden können.

    Das Programm:

    Sonntag, 31.März 2019
    Die Kunst des Geräuschemachens –ein LIVE-Feature von und mit Andrea Kilian und Max Bauer

    Die Regisseurin und Sprecherin Andrea Kilian und der Geräuschemacher Max Bauer nehmen das Publikum mit auf eine Klangreise durch die Geschichte des Geräuschemachens von der Antike bis in die 30er Jahre. Szenische Momente, die Lesung historischer Dokumente, O-Töne, Klangcollagen und das Erzeugen von Geräuschen ergeben einen künstlerischen vielfältigen, informativen und sinnlichen Abend für Ohr und Auge. Ein besonderer Höhepunkt ist die Vertonung eines Stummfilms von Georges Méliès aus dem Jahre 1902.
    (Dauer 80 min)
    Im Anschluss: Gespräch mit den KünstlerInnen

    Beginn: 19 Uhr (mit feierlicher Eröffnung der Festivalwoche)

     

    Mittwoch, 03. April 2019
    When things look at you
    Kurzfilm -und Videoabend mit Oliver Feigl (Videokünstler) und Tatjana Beck (Videotheke)

    Lebendige Erdkrusten, Farben die zu Formen werden, silly walk mit Riesennase und eine Liebesgeschichte. Es werden Kurzfilme und Musikvideos präsentiert, die die Frage nach der Beseeltheit der Natur, nach der Maske als Ver- und Aufdeckungsmechanismus und nach der Erweiterung von Sichtbarkeit und Animation stellen.

    Beginn: 20 Uhr
    ab 19 Uhr: Open Screening - Kurzfilme von verschiedenen KünstlerInnen und AmateurInnen

     

    Donnerstag, 04. April 2019
    Cruel and Classic – in the streets of crocodile

    Surreale Kurzfilmklassiker von Brothers Quai, David Anderson und Jan Švankmajer
    Vorgestellt von Prof. Florian Feisel
    im Anschluss: offene Diskussion

    Beginn: 20 Uhr
    ab 19 Uhr: Open Screening - Kurzfilme von verschiedenen KünstlerInnen und AmateurInnen

     

    Freitag, 05.04.2019
    20 Uhr: Behind the Scenes
    Gezeigt werden bekannte, unbekannte und vergessene Filmszenen und deren Making of
    Vorgestellt von Prof. Stephanie Rinke

    21.30 Uhr: Being John Malkovich (USA 1999 Regie: Spike Jonze)

    Tickets für diesen Tag sind für beide Programme gültig!
    ab 19 Uhr: Open Screening - Kurzfilme von verschiedenen KünstlerInnen und AmateurInnen

     

    Samstag, 06. April 2019
    Lange Filmnacht der Puppen
    Kurzfilme XXXL – Körper Material Analog Digital Tricks Kostüme Figuren
    Präsentiert vom Stuttgart Filmwinter- Festival for Expanded Media
    Kurzfilmprogramm des Animationsinstituts der Filmakademie Baden-Württemberg

    Beginn: 20 Uhr
    ab 19 Uhr: Open Screening - Kurzfilme von verschiedenen KünstlerInnen und AmateurInnen

     

    Sonntag, 07. April 2019
    Kinderfilm-Programm:
    Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt (1972, Regie: Armin Maiwald)
    Im Anschluss: Test Screening von Legga Legga

    Beginn: 15 Uhr

    Karten für 8,- € für jeden Veranstaltungstag sind ab sofort HIER erhältlich!

    W. A. Mozart: Così fan tutte

    „So machen es alle!“ (gemeint sind alle Frauen) - diese 1790 in Wien uraufgeführte Oper ist nach „Le nozze di Figaro“ und „Don Giovanni“ die dritte und letzte Zusammenarbeit Mozarts mit seinem kongenialen Librettisten Lorenzo da Ponte. Die beiden schufen damit ein fulminantes, neapolitanisches Verwirrspiel rund um Liebe, Verführbarkeit, Untreue und Eifersucht. „Die Oper ist derart unanständig, dass sie in Deutschland meist italienisch gesungen wird“, schreibt der Humorist Loriot in seinem Opernführer. Was als harmloser Verkleidungsspaß beginnt, in dem zwei junge Männer die Treue ihrer Verlobten überprüfen und - mit angeklebten Schnurrbärten als Orientalen kostümiert und so von ihren Bräuten unerkannt - jeweils die Partnerin des anderen zu verführen versuchen, wird für die jungen Paare zu einer „Schule der Liebenden“ (wie das Stück im Untertitel heißt), in der die Schüler bei der Erkundung ihres Gefühlslebens durchaus schmerzhafte Lektionen über sich selbst und den jeweils anderen zu verkraften haben. Auf Grund seiner Handlung galt das Stück schon bald nach seiner Uraufführung als frivol, albern und oberflächlich. Heute als einzigartiges Meisterwerk anerkannt, wurde es im ganzen 19. Jahrhundert - unter anderem von Komponisten wie Beethoven und Wagner - heftig abgelehnt und wenn, dann nur in entstellenden Bearbeitungen und Umarbeitungen aufgeführt, die versuchten, die Unwahrscheinlichkeiten der Handlung und die moralischen Verfehlungen der handelnden Figuren zu rechtfertigen oder ganz zu beseitigen. Dazu noch einmal Loriot: „Aus heutiger Sicht sieht die Sache allerdings anders aus: Die Damen haben nur bewiesen, dass sie nichts gegen Ausländer haben.“

    Nun erarbeitet der Regisseur Olivier Tambosi mit Studierenden der Opernschule der HMDK Stuttgart das Stück für das Wilhelma Theater und zeigt seine Sicht auf eines der faszinierendsten und vieldeutigen Werke der gesamten Operngeschichte.

    Mit Studierenden der Opernschule der HMDK Stuttgart
    und dem Stuttgarter Kammerorchester
    ergänzt durch Studierende der Instrumentalklassen der HMDK.

    Musikalische Leitung: Richard Wien
    Regie: Olivier Tambosi
    Ausstattung: Kersten Paulsen

    Premiere am 31. Januar 2019 im Wilhelma Theater

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Dea Loher: das Leben auf der Praça Roosevelt

    Foto: Jan Merkle

    Eine Produktion der Schauspielschule und des Instituts Jazz & Pop der HMDK Stuttgart

    Auf der Praça Roosevelt, einem öffentlichen Platz inmitten einer Großstadt, kreuzen sich die Schicksale einer Handvoll Menschen, gestrandeter Existenzen auf der Suche nach Sinn, Erlösung und Nähe. Da treffen sich alle, die Alten und die Jungen, die, die Arbeit haben mit denen, die keine haben: Eine todkranke Sekretärin sucht Halt bei ihrer einzigen Freundin, einer Transsexuellen.  Ein Waffenfabrikant fühlt sich für die Morde verantwortlich, die mit seinen Waffen verübt werden und trifft auf eine Bingo-Zahlenansagerin, die meint, ihr Leben fände ohne sie statt. Inmitten dieser Menschen sucht ein Polizist verzweifelt nach seinem Sohn und nach seiner Erinnerung. Ein Mann ohne Zukunft – Mundo mit Namen – sitzt auf dem Platz und schweigt und steht nicht mehr auf.

    Was diese Gesellschaft der Einsamen zusammenhält, ist das Erzählen von Geschichten: sei es die eigene oder eine erfundene Geschichte, seien es Alpträume oder Träume.

    Es spielen die Studierenden der Schauspielschule:
    Claus Becker, Otiti Engelhardt, Laurenz Lerch, Konrad Mutschler, Antonije Stankovic, Carina Anna Thurner, Antonia Wolf, Laura-Sophie Warachewicz und Julian Mantaj
    und die Jazz & Pop Studierenden: Thilo Adam, Peter-Philipp Röhm / Clara Vetter, Valentin Koch / Ian Stahl, Joel Büttner / Kitti Tordai

    Regie Eugen Jebeleanu
    Bühne und Kostüme Irina Moscu
    Musikalische Leitung Rainer Tempel
    Dramaturgie Franziska Kötz

    Premiere am Samstag, den 6. Oktober um 20 Uhr im Wilhelma Theater

    Fotos: Jan Merkle

    Kurt Weill: Street Scene

    Kurt Weill, der nach den Erfolgen mit „ Die Dreigroschenoper“ und „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ vor den nationalsozialistischen Machthabern 1935 in die USA emigrierte, entwickelte seinen Kompositionsstil unter dem Einfluss des amerikanischen Broadwaymusicals zu einer neuen Musiktheaterform. Die geniale Fusion europäischer und amerikanischer Stilistik, von Oper, Operette, Musical, Jazz und populärer Musik bezeichnete Weill 1946 im Jahre der Komposition  dieser „american opera“ als „das größte und gewagteste Projekt, das ich bisher unternommen habe“.

    „Street Scene“ spielt in einer Straße des Schmelztiegels New York in einem Wohnhaus, das viele unterschiedliche Existenzen beherbergt. Der Zuschauer nimmt teil an ihren alltäglichen Sorgen und Freuden – der Vergleich zu den heute so beliebten Soap Operas und TV-Dauerbrennern wie „Lindenstraße“ liegt auf der Hand.

    Weill geht hier über die bloße Unterhaltung hinaus, jedoch ohne belehrenden Zeigefinger. Heute ist die Oper aktueller denn je: Koexistenz verschiedener Kulturen und Religionen, soziale Ungerechtigkeit, Intoleranz gegenüber Fremdem, Zukunftsängste und fehlende Perspektiven prägen auch unser (nicht nur städtisches) Leben.

    Für die Studierenden der HMDK ist dieses Ensemblestück mit über 40 Rollen in vielerlei Hinsicht eine große Herausforderung. Die geforderte psychologische Authentizität, die natürliche Ausdrucksform im Wechsel von gesprochenem und gesungenem Wort zu realisieren ist ein wichtiger Baustein in der szenischen Ausbildung ebenso wie die Beherrschung der verschiedenen musikalischen Stile. 

    Mit dem Regisseur Bernd Mottl und seinem Ausstatter Friedrich Eggert steht den jungen Sängerinnen und Sängern ein erfahrenes Duo zur Seite, das das Stück bereits 2013 in der Niedersächsischen Staatsoper Hannover realisiert hat.

    Mit Studierenden der Opernschule der HMDK Stuttgart

    Musikalische Leitung: Bernhard Epstein
    Regie: Bernd Mottl
    Ausstattung: Friedrich Eggert

    Orchester: Studierende der Instrumentalklassen der HMDK Stuttgart und Gäste

    Diese Produktion wird unterstützt von der Kurt Weill Foundation for Music, Inc., New York, NY
    sowie der Stadt Stuttgart, der Berthold Leibinger Stiftung GmbH sowie der Mahle Stiftung.

    Premiere am 3. Juni 2018, 18 Uhr im Wilhelma Theater

    Fotos: Oliver Röckle

    Verpuppt. Eine Inszenierung zum Thema „Verwandlung“

    Foto: C. Kalscheuer

     „Wir sind satt: Wörter, Töne, Bilder, Krümel, Tropfen haben wir uns einverleibt, unserer Verpuppung Nahrung gegeben. Die Transformation beginnt: Ist da draußen wer? Wo ist innen, wo außen? Und wer verwandelt sich wie in wen oder in was?“

     Der slowakische Theaterregisseur Braňo Mazúch und die Studierenden des Studiengangs Figurentheater haben zwischen Prag und Stuttgart ein Netz aus Einfällen gesponnen und sich immer tiefer in die Erforschung von Transformationen versenkt. Unterwegs sind sie an einigen besonders ominösen Gedankenfäden hängengeblieben: an den Metamorphosen mythischer Kreaturen genauso wie an alltäglichen Verwandlungen – einigen inneren und äußeren. Erste Bewegungen im Halbdunkel sind schon zu erahnen, der Puls von fantastisch Ungestaltetem ist zu spüren… Plötzlich ist da Licht!...

    Braňo Mazúch ist Leiter des Studiengangs Puppenspiels an der Theaterakademie für Darstellende Künste in Prag und erarbeitet gemeinsam mit den Studierenden des 2. Jahrgangs des Studiengangs Figurentheater der HMDK Stuttgart die Inszenierung „Verpuppt“.

    Regie: Braňo Mazuch
    Szenographie: Marie Hásková
    Regieassistenz: Christian Glötzner
    Spiel: Juliane Bröcker, Giovanna di Filippo, Léa Duchmann, Coral Gadish, Mehdi Pinget, Franka Schrörs sowie Clara Vetter und Florian Banko
    Licht: Ingo Jooß & Sebastian Bertels
    Künstlerische Betreuung: Prof. Julika Mayer
    Bauliche Betreuung: Janusz Debinski
    Produktionsleitung: Prof. Stephanie Rinke

    Eine Produktion des Studiengangs Figurentheater in Kooperation mit Institut Jazz & Pop der HMDK Stuttgart

    Premiere am 8.4.2018

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Gaetano Donizetti: Viva la mamma!

    Gaetano Donizettis 1827 in Neapel uraufgeführte komische Oper „Le convenienze ed inconvenienze teatrali“, im deutschsprachigen Raum besser bekannt als „Viva la Mamma“, ist eine Satire, die dem Zuschauer einige Einblicke  hinter die intrigenreichen Kulissen des damaligen Theaterbetriebes eröffnet. 

    Deutsche Übersetzungen dieses vielschichtigen  Titels, z.B. „Annehmlichkeiten und Unannehmlichkeiten des Theaters“ oder „Sitten und Unsitten am Theater“ können den weiten Assoziationsradius des Italienischen nur sehr ausschnitthaft widergeben. So wie es verschiedene Titel gibt, sind auch mehrere Fassungen bekannt. Noch im 19. Jahrhundert war es üblich, das Werk dem jeweiligen Aufführungsort  und -anlass, den jeweils engagierten Sängern  und deren Virtuosität anzupassen. Donizetti selbst  überarbeitete und erweiterte 1831 die ursprünglich einaktige Farce für eine Aufführung in Mailand.

    Durch einige inhaltliche Kniffe flechten der Regisseur Hendrik Müller und der musikalische Leiter Bernhard Epstein zusätzliches musikalisches Material von Donizetti selbst, aber auch von Gioacchino Rossini ein und erweitern das Stück so auf eine angenehme abendfüllende Komödienlänge.

    Die Handlung lässt die Zuschauer teilhaben an der Probenarbeit zu einer fiktiven heroischen Oper „Romolo ed Ersilia“. Jeder - Sänger, Komponist, Dichter und Agent - verfolgt dabei zunächst vor allem seine eigenen Interessen. Der erste Teil des Stückes zeigt ein frühes Probenstadium, in dem die Komposition nicht vollendet, das Stück nur sehr partiell einstudiert ist und alle noch ihre Rangkämpfe austragen. Der zweite Teil dann spielt im Zeitraum der Schlussproben, wobei die Konfliktlage sich verschiebt von den Kämpfen untereinander zu dem Kampf des Künstlers mit der Materie und seiner Umgebung. Eine Aufführung wird „Romolo ed Ersilia“ nicht vergönnt sein.

    Als überzeitliche wie zugleich sehr aktuelle Frage steht im Raum: Wie lange werden Künstler noch tun dürfen, was sie tun – in einer durchökonomisierten Welt, in der der Spieltrieb des Künstlers als nur mehr dekoratives Schmuckwerk gerade noch geduldet wird? Unsere Künstler spielen dagegen mit aller Macht an. Ihr Spieltrieb wird sich nicht wegrationalisieren lassen.

    Mit: Arthur Canguçu, Emanuel Fluck, Koral Güvener, Snæbjörg Gunnarsdóttir / Lara Scheffler, Anna-Katharina Hilpert, Konstantin Krimmel, Robin Neck, Timoleon Sirlantzis, Paula Stemkens / Ho-Young Yang, Mathias Tönges

    Musikalische Leitung: Bernhard Epstein
    Regie: Hendrik Müller
    Ausstattung: Marc Weeger

    Mit dem Stuttgarter Kammerorchester
    & Studierenden der HMDK Stuttgart 

    Premiere am 24. Januar 2018 im Wilhelma Theater

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Eine Uraufführung im Wilhelma Theater: Bis zum letzten Tanz

    Ensembleproduktion von Kjell Moberg (Regie) und Christian Schönfelder (Text)
    mit dem 3. Jahrgang der HMDK Stuttgart
    In Koproduktion mit dem JES (Junges Ensemble Stuttgart)

    Es sind unruhige Zeiten. Die Wirtschaft kränkelt, ideologische Grabenkämpfe sorgen für Unruhe und Provokationen, Vorbehalte gegenüber allem Fremden werden größer, rechte Kräfte greifen nach der Macht. Die Welt gleicht einem Pulverfass.

    Luisa und Ursel, Helene und Paul, Kalle und Hans, Suse und Franz aber wollen vor allem: ihr Glück finden, ein Leben führen mit verlässlichen Freunden und guter Arbeit, Karriere machen, kreativ sein und vielleicht sogar schon eine Familie gründen. Die schlechten Nachrichten aus aller Welt prallen ab an den vier Wänden, die sie umgeben. Sie wissen nicht, welche Lawine sie überrollen könnte. Und sie wollen es auch gar nicht wissen.

    "Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist", sagte Erich Kästner. Aber wann ist der richtige Zeitpunkt, um die Lawine aufzuhalten? Wann ist es Zeit, politisch aktiv zu werden?

    Die acht Schauspiel-Studierenden des 3. Jahrgangs der HMDK Stuttgart entwickeln gemeinsam mit dem norwegischen Regisseur Kjell Moberg und JES-Autor Christian Schönfelder ein Stück über acht junge Menschen in einer globalen Umbruchsituation. Für ihre Rollen haben sie sich inspirieren lassen von verschiedenen realen Ereignissen und Biografien in Stuttgart in den 1930er Jahren.

    Eine von ihnen ist die jüdische Tänzerin Susanne Rosenthal. Als Suse Rosen tanzt sie sich am Stuttgarter Theater Ende der 20er Jahre in die Herzen des Publikums: mit 17 Jahren als „traumzarte Elfenbeingestalt“ in Stuttgart gefeiert, mit 22 Jahren beschimpft und im Jahr darauf, 1933, per Postkarte gekündigt und mit Berufsverbot belegt. Sie muss das Land verlassen, um überleben zu können. Andere bleiben, sie hoffen dass der „Spuk“ bald ein Ende haben möge.

    Es spielen die Schauspielstudierenden des 3. Jahrgangs der HMDK Stuttgart: Lua Mariell Barros Heckmanns, Daniel Dietrich, Giovanni Funiati, Lorena Handschin, Sebastian Kempf, Jelena Kunz, Thorsten Rodenberg, Arwen Schünke

    Regie: Kjell Moberg
    Text: Christian Schönfelder
    Bühne und Kostüme: Kersten Paulsen
    Musik: Frank Kuruc
    Dramaturgie: Frederik Zeugke

    Kjell Moberg, Gründer und künstlerischer Leiter der internationalen Theatercompanie N.I.E., wurde zuletzt im Frühjahr 2017 mit der "Hedda", dem höchsten Theaterpreis Norwegens ausgezeichnet.

    Dank an das Hauptstaatsarchiv Ludwigsburg und die Initiative Stolperstein e.V. Stuttgart für die Unterstützung bei unseren Recherchen.

    Premiere am 6. Oktober 2017, 20 Uhr
    10 Vorstellungen bis Mitte Dezember 2017 im Wilhelma Theater sowie 5 weitere Vorstellungen im Juni 2018 im JES

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Giuseppe Verdi: Rigoletto

    „Mir scheint, was die Bühnenwirksamkeit betrifft, dass das beste Sujet, das ich bisher in Musik gesetzt habe, Rigoletto ist.“  Giuseppe Verdi

    Wer kennt nicht „La donna è mobile“, das Lied des Herzogs, das schon wenige Tage nach der Uraufführung 1851 in Venedig auf der Straße gesungen wurde? „Rigoletto“ basiert auf Victor Hugos 1832 entstandenem Drama „Le Roi s’amuse“. Noch am Tag der Uraufführung verbietet der französische Innenminister das Stück unter dem Vorwurf der „Unmoral“.

    Verdi erkannte die einzigartigen szenisch- dramatischen Effekte des Werkes, das er Shakespeares Theaterstücken ebenbürtig fand. Begeistert schrieb er an seinen Librettisten Piave: „‘Le Roi s’amuse‘ ist der großartigste Stoff und vielleicht auch das großartigste Drama der modernen Zeiten“.

    Das Schicksal des Vaters und Hofnarren Rigoletto, der sich einem verantwortungslosen Hofstaat andient, von einem anderen Vater verflucht wird und seine eigene Tochter aus Rachegelüsten an den Herzog unwillentlich töten lässt, inspirierte Verdi zu einem neuartigen Musiktheaterstil. Das Orchester ist nicht mehr nur Begleiter der Singstimme. Musik und Gesang sind allein durch das dramatische Geschehen gerechtfertigt, jede Note dient der Wahrhaftigkeit des Ausdruckes. „Beachten Sie“, hatte er von der Sängerin der Lady Macbeth vier Jahre zuvor gefordert, „dass jedes Wort seine Bedeutung hat und dass es absolut notwendig ist, diese durch die Stimme sowie auch durch die Darstellung auszudrücken“.

    Vokale Akrobatik ohne psychologische Motivierung waren ihm, dem Vorreiter des szenisch- musikalischen Dramas, fern. Gesellschaftlicher Hintergrund und individuelle Schicksale bedingen einander wechselseitig.

    Diese Verknüpfung konnte auch nicht durch die Versuche der österreichischen Zensur, das Stück „zu entschärfen“, eliminiert werden. Verdi wurde gezwungen, das Stück nicht am Hofe des tatsächlich lebenden französischen Königs Franz I spielen zu lassen, sondern an einem  nicht näher benannten Hof in Mantua. Weitere Änderungen, wie die Behinderung Rigolettos und den Sack mit der Leiche Gildas verweigerte er der Zensur mit Berufung auf den dramatischen Effekt. „Ich habe den Stoff genau wegen dieser Eigenschaften(…) gewählt. Wenn man sie tilgt, kann ich nicht mehr die Musik dazu schreiben.“

    Die Intimität des Wilhelma Theaters ist nachgerade ideal, um die Schärfe und Provokation des Stoffes aufzudecken und den Fokus auf die Psychologie der Figuren zu lenken. 

    Für die Studierenden der Opernschule bietet „Rigoletto“ eine großartige Möglichkeit, den vokalen, aber auch szenischen Herausforderungen dieser Oper gerecht zu werden und weitere wertvolle Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit einem bahnbrechenden Werk des Repertoires zu sammeln.

    Mit Studierenden der Opernschule
    Es spielt das HochschulSinfonieOrchester

    Musikalische Leitung: Bernhard Kontarsky
    Regie: Kornelia Repschläger
    Bühne: Kersten Paulsen
    Kostüme: Ralf Christmann

    Premiere am 11. Juni 2017
    Weitere 6 Vorstellungen bis 21.6.2017

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Uraufführung: Du tremblement - Vom Zittern

    Grafik: Jean Pierre Larroche

    «Man muss das Zittern greifen, bevor es uns greift!»
    Tseu Lou Chang

    Wenn wir mit leblosen Dingen  spielen, auf der Bühne oder sonst wo, ist es das Zittern, das den Impuls des Lebendigen gibt. Ein leichtes Zittern, feine Variationen, Unregelmäßigkeiten, Unterbrechungen.

    Wir erfinden die Dinge, wir erfinden uns, und unter unserer zitternden Hand entsteht ein Moment.
    Das Prinzip des Zitterns, als Atem der Dinge.
    Ein Zögern.
    Es springt ein Schauer in den Puls, diese Bewegung, die wie die Unterschrift des Lebens ist.
    Ein "Wo" das komplett zittert, von einem wir, vor einem uns.

    Das Stück «Vom Zittern» erfindet einen Ort, der alles, egal ob Objekt, Figur, Instrument oder Körper zum Erzittern bringen wird…
    Die Bühne des Wilhelma Theaters wird zum Labor, zur Werkstatt des Zitterns, in der Szenen, Geschichten, Texte und Musik erdacht, ausprobiert und gespielt werden.

    Eine Produktion des Studiengangs Figurentheater (2. Jahrgang) unddem Institut Jazz & Pop in Kooperation mit dem NEWZ-Festival des FITZ! Zentrum für Figurentheater Stuttgart

    Konzept und Regie: Anne Ayçoberry und Jean Pierre Larroche
    gemeinsam mit den Studierenden:
    Noemie Beauvallet, Laura Boser, Li Kemme, Gerda Knoche, Helga Lazar, Coline Ledoux, Britta Tränkler - Studierende des Studiengangs Figurentheater
    und Thilo Adam, Lucas Klein, David Schuckart - Studierende des Instituts Jazz & Pop
    der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

    Assistenz : Coline Petit
    Licht : Ingo Jooß
    Betreuung Bau: Janusz Debinski
    Künstlerische Betreuung: Julika Mayer

    Premiere: Samstag, 1. April 2017, 20 Uhr

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Ein Opern-Doppelabend: "What next?" und "Gianni Schicchi"

    Die Opernschule zeigt im Januar und Februar 2017 gleich zwei Operneinakter an einen Abend:

    What next?
    Text: Paul Griffiths; Musik: Elliott Carter
    In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

    Ein Unfall ist geschehen. Von den sechs “Opfern”, alle unverletzt, soweit wir sehen können, haben die fünf Erwachsenen verschiedene Ansichten darüber, in welcher Beziehung sie zueinander stehen und wie sie zur selben Zeit an denselben Ort geraten sind.

    MAMA Wir waren auf dem Weg zur Hochzeit meines Sohnes, der darauf beharrt, sich Harry oder Larry zu nennen, mit Rose. Zen ist mein früherer Mann, der Vater von Harry oder Larry. Stella ist vermutlich seine jetzige Freundin. Ich weiß nicht, wer Kid ist.
    ZEN Alles, was Mama sagt, mag wahr sein, aber das wichtigste ist, dass alle diese Leute meine Anhänger sind – ich bin ein Lehrer, ein Meister. Nur ich – so hoffe ich – weiß, was für ein Betrüger ich bin. Ich werde mich vollkommen selbstbewusst verhalten.
    ROSE All dies mag wahr sein, aber das wichtigste ist, dass ich auf dem Rückweg von einer Vorstellung war. Es ist überhaupt nicht ungewöhnlich für mich, von Bewunderern umgeben zu sein. Es ist relativ belanglos für mich, wer diese Menschen sind.
    HARRY ODER LARRY Wen interessiert’s?
    STELLA All dies mag wahr sein (wenn man davon absieht, dass das, was mein Vorgänger gerade sagte, kaum eine zu beweisende Wahrheit ist), doch meine eigene Erinnerung ist, dass ich auf meinem Weg zur Arbeit war, ins Observatorium. Wenn dem nicht so war, dann leide ich vielleicht an irgendeiner vorübergehenden mentalen Störung und muss versuchen, mich ruhig zu verhalten, bis die Dinge klarer werden.

    Gianni Schicchi
    Text: Giovacchino Forzano nach Dante; Musik: Giacomo Puccini
    In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

    Florenz im Jahre 1299. Der alte Buoso Donati ist gestorben und die Verwandtschaft angerückt, um seinen Tod zu beklagen und nach dem Testament zu suchen. Endlich gefunden, enthüllt das Schriftstück leider, dass der Großteil des hinterlassenen Vermögens an die Kirche gehen soll. Rinuccio, der Neffe von Buosos Cousine Zita, hat nach Gianni Schicchi geschickt, der zwar im Gegensatz zur alteingesessenen Familie Donati lediglich ein ungeachteter Zugereister in Florenz ist, dem man aber die Lösung dieses ‚Problems’ zutraut. Ganz nebenbei spekuliert Rinuccio auch noch auf Schicchis Tochter Lauretta. Da die Nachricht vom Tode des alten Buoso noch nicht nach draußen gedrungen ist, schlüpft Schicchi kurzerhand in dessen Rolle und diktiert dem eilig herbeigerufenen Notar vor Zeugen eine neue Testamentsversion, in welcher er die gierige Verwandtschaft mit Petitessen abspeist, sich selbst aber die Sahnestückchen aus Buosos Besitz vermacht. Den wütenden Betrogenen führt er die damals in Florenz übliche Strafe für Testamentsfälscher und deren Mitwisser vor Augen: Verlust der rechten Hand.

     

    Es singen und spielen:
    Victoria Kunze, Haeyeon Lee, Vanessa Looß, Birte Markmann, Sophia de Otero, Joyce de Souza, Manuela Vieira; Arthur Cangucu, José Carmona, Philipp Franke, Johannes Fritsche, Sandro Machado, Johannes Mooser, Vladislav Pavliuk, Roman Poboinyi, Pascal Zurek; Helen Sophie Schmitt, Severin Schmitt.

    Es spielt das Stuttgarter Kammerorchester verstärkt durch Studierende der Instrumentalklassen.

    Musikalische Leitung: Prof. Bernhard Epstein
    Regie: Bernd Schmitt
    Bühne und Kostüme: Birgit Angele

     

    Premiere am 28. Januar 2017, 19 Uhr im Wilhelma Theater
    weitere Vorstellungen bis zum 14. Februar 2017


    What next? - Fotos: Christoph Kalscheuer
    Gianni Schicchi - Fotos: Christoph Kalscheuer

    Max Frisch: Biedermann und die Brandstifter

    CHORFÜHRER: Feuergefährlich ist viel,
    Aber nicht alles, was feuert, ist Schicksal,
    Unabwendbares.
    CHOR: Anderes nämlich, Schicksal genannt,
    Dass du nicht fragest, wie´s kommt,
    Städtevernichtendes auch, Ungeheures,
    Ist Unfug.

    So steht es zu Beginn von Max Frischs "Biedermann und die Brandstifter". "Ein Lehrstück ohne Lehre" sei es, vermerkte der Autor. Das Stück spielt in einer Zeit, da allerorten Dachböden in Flammen aufgehen. Und Jedermann, so auch der Herr Biedermann, schüttelt darüber verständnislos den Kopf. Wie kann es nur dazu kommen, fragt der sich, und lässt nur einen Moment später Unbekannte in seinen Dachboden einziehen, die bald darauf Benzinfässer hinaufschleppen und ihn schließlich sogar um Streichhölzer bitten. Biedermann sieht die Gefahr, redet viel übers Handeln, nimmt sich einfachste Lösungswege vor, ändert aber sehenden Auges nichts am Lauf der Dinge. Auch sein Zuhause endet in Flammen. Einer der Brandstifter bekennt dem Biedermann offen: "Scherz ist die drittbeste Tarnung. Die zweitbeste: Sentimentalität […] Aber die beste und sicherste Tarnung […] ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Komischerweise. Die glaubt niemand."

    Frischs Parabel ging "wie ein Lauffeuer" um die Welt. Wo sie nichts geändert hat, hat sie die Gemüter zumindest erhitzt - oder amüsiert angesichts der Fehler der immer anderen.

    "Genau das passiert, ja, das passiert, wenn man die Kommunisten zu sich hereinlässt!", so notierte sich Frisch die Reaktion der Züricher bei der Uraufführung von Biedermann und die Brandstifter" im Jahr 1958. Der Autor versuchte, diese einäugige Sichtweise auf sein Stück zu korrigieren, indem er für deutsche Bühnen einen Epilog hinzusetzte. Darin betont Frisch, dass dieser Biedermann sich nicht etwa Kommunisten ins Haus holte, sondern deutlich mit den Nazis fraternisierte. Dieses Nachspiel wurde 1966 in Moskau dankbar aufgegriffen, denn es diente den Moskauern wiederum, die Differenz von realem Handeln und idealem Reden als ein klar deutsches Problem zu erkennen - nicht etwa als ein russisches. Und in New York? Da war die Aufführung 1963 schlicht durchgefallen: Frisch stellt knapp fest: "Ein amerikanischer Businessman hat kein schlechtes Gewissen, 'free enterprise' ist 'free enterprise' ". Das alles ist nun lang her. Frischs Drama hat nicht nur die Bühnen der Welt erobert, sondern auch die Niederungen sämtlicher Schulbänke Deutschlands kennengelernt, in denen die Parabel vom zahnlosen Mittelständler pflichtgemäß Jahr für Jahr durchgekaut wurde. Und bei der Überdeutlichkeit der Aussage schlich sich hier und da sicher ein bisschen Langeweile gegenüber historischen Wahrheiten ein. Die Historie freilich ist keine Einbahnstraße.

    Während Max Frisch Biedermanns Nähe zu den Nazis, die er im Epilog extra nachgereicht hatte, einige Jahre später wieder als zu gestrig gestrichen hatte, erscheint sie im Jahre 2016 wieder in einem anderen Licht - einem neuen, alten Feuerschein.

    Premiere: 7.Oktober 2016, weitere Vorstellungen bis Mitte Dezember 2016

    Regie: Annette Pullen
    Ausstattung: Iris Kraft
    Dramaturgie: Frederik Zeugke

    Mit Studierenden des 3. Jahrgangs Schauspiel:
    Inga Behring, Elena Berthold, Kim Vanessa Földing, Milan Gather, Nurettin Kalfa, Jannik Mühlenweg, Philippe Thelen, Christopher Vantis

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Jacques Offenbach: Les Contes d'Hoffmann

    Opéra fantastique en 5 actes
    Text von Jules Barbier; Musik von Jacques Offenbach
    In der Kammerfassung von Jan-Benjamin Homolka

    Man darf Offenbachs letztes Werk - „Les contes d’Hoffmann“, nach einem Schauspiel von Jules Barbier und Michel Carré – getrost als einen mit enormer Entschlossenheit vorangetriebenen Versuch werten, am Ende eines bereits absehbaren Lebens mit einem großen Wurf aus dem Schatten der rasant produzierten und auf allerlei Tagesereignisse anspielenden Operetten herauszutreten und der Nachwelt ein weit über alle Tagesaktualität hinausweisendes Künstleropus zu hinterlassen. Wie in einem unendlichen Spiegelkabinett überlagern sich in Offenbachs Werk die Figuren und die Ereignisse, die wir sozusagen aus allen Perspektiven bestaunen können, als spazierten wir frei durch Raum und Zeit. Natürlich ist Hoffmann nicht Offenbach und doch verrät die zwischen erotischer Erfüllung und künstlerischer Selbstverwirklichung oft genug betrunken hin- und herschwankende Titelfigur viel über die Stellung des Künstlers in der Gesellschaft, mit der sich auch Offenbach, nicht immer zu seiner Freude, auseinander zu setzen hatte. Während in der Oper Hoffmann im Berliner Weinkeller ‚Lutter und Wegener’ von seinen erotischen Niederlagen erzählt, läuft imaginär parallel in der nahegelegenen Oper Mozarts Don Giovanni, in welcher Hoffmanns große Qual und Liebe Stella die Donna Anna singt. Olympia, die automatische Puppe, Antonia, die Künstlerin und Giulietta, die Kurtisane sind Abspaltungen von Stella, so, wie Coppelius, Mirakel und Dappertutto Abspaltungen des Stadtrats Lindorf sind, der letztlich gegenüber dem stockbesoffenen und für Stella diese Nacht nicht mehr zu gebrauchenden Hoffmann bei Stella den Sieg davonträgt. Bernd Schmitt und Birgit Angele stellen in ihrer Realisation dieser phantastischen Oper den Aspekt der Abspaltungen und Verdoppelungen ins Zentrum. In einer Welt der gestohlenen Schatten, der verlorengegangenen Spiegelbilder, der Täuschungen und Ängste erleben wir die Wirklichkeit als krudes Manifestum eines wahrhaft kreativen Geistes.

    Bernd Schmitt



    Mit Dafne Boms, Clémence Boullu, Arthur Canguçu, Melanie Dreher, Philipp Franke, Byung-Gil Kim, Victoria Kunze, Tianji Lin, Sandro Machado, Robin Neck, Roman Poboinyi, Lisbeth Juel Rasmussen, Thomas Røshol, Anais Sarkissian, Lara Scheffler, Joyce de Souza und Maria Theresa Ullrich a.G.

    Es spielen Studierende der Instrumentalklassen der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

    Musikalische Leitung: Nicholas Kok
    Regie: Bernd Schmitt
    Ausstattung: Birgit Angele

    Premiere am 8. Juni 2016, 19 Uhr
    Weitere 6 Vorstellungen bis 20.6.2016

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    zerSTÖRung - Performance

    Foto: Bordat/Meunier

     

    zerSTÖRung
    unter der Leitung von Pierre Meunier und Marguerite Bordat

    mit Studierenden der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
    Performance

    Sieben Studenten werden vor den Trümmern ihrer Arbeit stehen: Das Projekt zerSTÖRung ist eine Einladung, die destruktive Seite der menschlichen Natur als etwas Kreatives zu begreifen.

    Wir beobachten eine Gruppe von forschend-manipulativen SpielerInnen bei der Entwicklung von Zerstörungsmaschinen, folgen ihren ebenso amüsanten wie bösartigen Experimenten mit dem destruktiven Repertoire einer zerstörerischen Gesellschaft. Drei (Jazz-)Musiker begleiten die  LaborantInnen bei dieser tragikomischen Performance.
    Fangen wir an endlich Schluss zu machen – mit unserem Nächsten, den lieben Ideen, unserem Besitz, unseren Bequemlichkeiten, unserem Hund... Erwarten wir einen Abend, der kein Morgen kennt – zerstörend und betörend.

    Für die IMAGINALE und das Wilhelma Theater unternimmt das Regieteam Pierre Meunier und Marguerite Bordat mit Studierenden der Studiengänge Figurentheater und Jazz/Pop der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst eine theatrale Erkundung zum Thema ZERSTÖRUNG.

    Als künstlerischer Universalist und leidenschaftlicher Grenzüberschreiter zählt der Schriftsteller, Bühnenbildner, Schauspieler, Filmemacher und Regisseur Pierre Meunier zu den spannendsten Persönlichkeiten der französischen Theaterszene.
    „Pierre Meunièr gilt in Frankreich als Ausnahmeerscheinung, vereint er doch die Berufe des Autors, Schauspielers, Regisseurs und Bühnenbildners in einer Person und lässt sich obendrein mit seiner Arbeit in kein gängiges Schema einordnen. Den Beginn seiner künstlerischen Laufbahn startete er im Nouveau Cirque de Paris und im berühmten Pferdespektakel von Zingaro sowie in der Volière Dromesko. Er war Schauspieler am Théâtre du Radeau, in welchem er mit dem Regisseur Matthias Langhoff zusammenarbeitete. Pierre Meunier ist gleichermaßen vom sprachlichen Ausdrucksreichtum, wie der anschaulichen Präsentation schwieriger wissenschaftlicher Themen fasziniert und unterhält sein Publikum in diesem Spannungsverhältnis.“ (
    www.european-cultural-news.com / Online Kultur Magazin).

    SPIEL

    Marius Alsleben, Anne Brüssau
, Sarah Chaudon, Rafi Martin, Clara Palau y Herrero
, Emilien Truche
, Yannick Stasiak

    MUSIK
    
Jan Kappes,
    Apollonio Maiello, Franziska Schuster


    LEITUNG

    Pierre Meunier, 
Marguerite Bordat

    BETREUUNG 

    Prof. Julika Mayer
, Prof. Rainer Tempel

    Koproduktion der IMAGINALE - Internationales Figurentheaterfestival mit dem Wilhelma Theater Stuttgart

    Mit freundlicher Unterstützung des Institut français und des französischen Ministeriums für Kultur und Kommunikation / DGCA, der Stiftung Kunst und Kultur der Landesbank Baden-Württemberg sowie der Falk Adler GmbH & Co KG, Schrott, Metalle, Gebrauchtmaschinen


    Premiere im Wilhelma Theater am 8. April 2016, 20 Uhr
    Weitere Vorstellungen am 9., 14. 16. und 17. April 2016.

    Einen optischen Eindruck der Performance finden Sie HIER!

     

    Fotos: Florian Feisel

    Wolfgang Amadeus Mozart: Le nozze di Figaro

    Mozarts "Le Nozze di Figaro" auf der Bühne des Wilhelma Theaters - wieder ein Repertoirestück quasi in Konkurrenz zum benachbarten renommierten Opernhaus? Ja, unbedingt, wenn auch nicht als Konkurrenz, sondern als gelebte Vielfalt. Schließlich gibt es für junge Sängerinnen und Sänger kaum einen besseren Lehrmeister als Mozart, musikalisch wie szenisch. Er erzieht zu Genauigkeit, Delikatesse, Glaubwürdigkeit, ohne je zu überfordern. Und gerade weil in den etablierten Häusern die Partien des "Figaro" eher mit reiferen Sängerdarstellern besetzt werden, macht ein durchweg junges Ensemble dieses Werk wieder neu und aktuell.
    Worum geht es? Das Libretto, von Lorenzo da Ponte nach Beaumarchais’ gleichnamigem Drama genial gerafft konzipiert, hat die sich wandelnden Hierarchien der Vor-Revolutionszeit zum Thema. Adel und Geld verleihen schon nicht mehr per se Autorität. Die Gewinner im gesellschaftlichen Spiel sind Intelligenz, Einfallsreichtum und List. Verpackt wird diese Botschaft in den bewährten Komödienstoff von Liebe, Untreue und Intrige. Das trifft auch auf moderne Umbruchzeiten zu, wie wir sie zum Beispiel am "Untergang" des Ostblocks beobachten konnten: einerseits gibt es Freiheit für Meinung, Entscheidung und Lebensgestaltung - andererseits rücksichtslose Bereicherung und neue Abhängigkeiten.
    Zum Kern der Handlung: Susanna und Figaro, Bedienstete des Grafen Almaviva, wollen heiraten. Der Graf, ihr Chef, versucht das zu verhindern, weil er in Susanna verliebt ist und sie in die Zahl seiner Eroberungen einreihen möchte. Das ist doppelt perfide, weil vor wenigen Jahren Figaro, der als Handwerker mittlerweile insolvent und daher jetzt beim Grafen angestellt ist, diesem seinem Freund (wie er immer noch glaubt) mit List und Raffinesse zur Ehe mit Rosina verholfen hatte. Denn eigentlich hatte Rosinas Vormund Bartolo es auf sie abgesehen - der sich im Verlauf der Oper dann allerdings als Figaros unbekannter Vater herausstellt. Die gräfliche Ehe ist nicht glücklich, was sich bei der Gräfin Rosina in depressiven Verstimmungen und gefährlichen Schwärmereien zeigt, beim Grafen in außerehelichen Aktivitäten. Das Ganze ist ein rasantes Verwirrspiel, in dem der angeblich so fortschrittliche junge Graf inzwischen bereut, Standesprivilegien wie das "Recht der ersten Nacht" - das heute für die sexuelle Abhängigkeit von Frauen allgemein stehen kann - freiwillig aufgegeben zu haben. Fortschrittler, Reaktionäre, Gescheiterte und Sonderlinge bevölkern das Schloss des Grafen -das wir in eine phantasierte Umbruchzeit transponieren. Eine Zeit, in der überkommene Regeln und Privilegien nicht mehr gelten, neue noch nicht wirklich etabliert sind oder aus Sehnsucht nach Anarchie abgelehnt werden. Parallelen zu heute sollen angedeutet, Erkenntnisse daraus aber dem Publikum
    überlassen bleiben.

    Es singt ein internationales Ensemble von Studierenden der Stuttgarter Opernschule.


    Das Stuttgarter Kammerorchester wird ergänzt durch Studierende der
    Bläser- und Streicherklassen der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

    Musikalische Leitung: Bernhard Epstein
    Regie: Dagny Müller
    Ausstattung: Kersten Paulsen

    Werkeinführung durch den Dramaturgen Markus Hänsel jeweils 45 Minuten vor Beginn der Vorstellung

    Premiere: 7. Februar 2016, weitere 6 Vorstellungen bis Mitte Februar 2016

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Botho Strauß: Sieben Türen. Bagatellen

    Ein Mini-Welttheater des Missverstehens, 13 Bagatellen aus dem grotesk-tragischen Alltagsleben – darunter sind:

    Ein frisch getrautes Hochzeitspaar sitzt verloren daheim – vor lauter Glück hat es vergessen, Gäste einzuladen. Honigmond und Katzenjammer.

    Ein genialer Forscher, der sich auf der Schwelle seines größten Triumphes umgebracht hat, um auch die letzte Spur seiner gefährlichen Erfindung auszulöschen, begegnet im Jenseits dem Nichts, einem jämmerlichen Langweiler, an den er sich nun auf immer gebunden sieht. Die Hölle als ewiger Smalltalk – „jeder bekommt das Nichts, das er verdient hat.“

    Ein Parkwächter sucht Schutz bei einem Leibwächter – das Leben sei schließlich gefährlich.

    Auf kleinstem Raum versucht Botho Strauß so etwas wie ein romantisches Projekt: In jedem nervösen kleinen Angestellten steckt bei ihm ein aus Verzweiflung tragisch-komischer Amokläufer. Den untoten, rundumversicherten Menschen zeigt er mit anarchischer Lust in dem Augenblick, bevor seine Sicherungen durchbrennen, bevor er wieder Mensch wird.

      

    Es spielen die Schauspielstudierenden des 3. Jahrgangs: Mattea Cavic, Ognjen Koldzic, Simon Mazouri, Viktoria Mikhnevich, Mark Ortel, Franziska Maria Pößl, Vera Maria Schmidt und Philippe Thelen

    Regie: Niklaus Helbling
    Bühne & Kostüme: Anja Hertkorn
    Dramaturgie: Franziska Kötz

    Premiere am Samstag, 19. September 2015 um 20 Uhr
    sowie weitere Vorstellungen im Wilhelma Theater bis Dezember 2015

     

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Georges Bizet: Carmen

    Opera comique in vier Akten nach einer Novelle von Prosper Mérimée.
    Text von Henri Meilhac und Ludovic Halévy.

    Carmen ist sicher eines der am meisten klischeebeladenen Werke aus der Hitliste des Opernbetriebs. "Ein Glücksfall", sagt Matthias Schönfeldt, der Carmen mit den Studierenden der Opernschule erarbeiten wird, "denn jede Figur dieser Oper ist uns nahe und vollkommen aus dem Hier und Jetzt zu verstehen." Nimmt man ihnen die Kastagnetten und das Torerojäckchen einmal weg, so sehen wir in Carmen, Don José, Escamillo und Micaëla vier sehr unterschiedliche Lebensentwürfe, die, wie die Geschichte zeigt, in ihrer Überlagerung zu vehemeten Konflikten führen. "Ein Kampf der Geschlechter", so Schönfeldt, den mehr das Kammerspiel als das große Genrebild an der Oper reizt.
    Friedrich Nietzsche sieht in der Figur der Carmen, so schreibt er in "Der Fall Wagner", "die in die Natur zurückübersetzte Liebe!" Kann das sein? Die Zeitgenossin der Dampfmaschine, die in jedem Augenblick inszenierte Carmen, wäre Natur? Ist sie nicht vielmehr ein Konstrukt? Eine Männerphantasie am Ende? Escamillo verbirgt seine Inszenierung nicht und Micaëla steht zu ihrem bürgerlichen Lebensideal von Ehe, Familie und Verantwortung. José schlingert hilflos zwischen diesen Positionen und versucht am Ende in Carmen seine eigene Instabilität zu töten. Vergeblich, wie man befürchten muss. Er erlag genau dem, dem auch wir mit jeder Opernaufführung neu erliegen und was die Übersetzung des Namens "Carmen" uns offenbart: Gedicht, Gesang, Zauberspruch.

    Musikalische Leitung: Per Borin
    Regie: Matthias Schönfeldt
    Ausstattung: Kersten Paulsen
    Dramaturgie: Bernd Schmitt

    Zuniga, Leutnant                  Philipp Schulz
    Morales, Sergeant                Simon Stricker
    Don José, Sergeant              Chulhei Cho / Tianji Lin

    Escamillo, Stierkämpfer        Jongwook Jeon / Vladislav Pavliuk

    Dancaïro, Schmugglerchef     Thomas Roeshol
    Remendado, Schmuggler      Thembinkosi Mgetyengana

    Carmen, Zigeunerin              Taxiarchoula Kanati / Carmen Seibel
    Frasquita, Zigeunerin            Dafne Boms
    Mercédès, Zigeunerin            Lisbeth Juel Rasmussen

    Micaëla, Bauernmädchen       Maria Taxidou / Manuela Vieira

     

    Chor: Melanie Dreher, Armine Ghukasyan, Katharina Hahn, Jasmin Hosseinzadeh, Schirin Hudajbergenova, Vanessa Looß, Carolina Lopez-Moreno, Sophia de Otero, Johanna Pommranz, Melia Tagovailoa, Francesco Ciraci, Emanuel Fluck, Kenneth Godbille, Josua Guss, Konstantin Krimmel, Jan-Henrik Witkowski, Chase Wood, Dai Yue

     

    Es spielt das HochschulSinfonieOrchester der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.

    Premiere am 10. Juni 2015, 19 Uhr im Wilhelma Theater.

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Georg ist daneben - Figurentheaterproduktion für Kinder

    von Tom Tonnberg

    „Wenn du überlegst, wo ist denn daneben? Nirgends, denn neben daneben kommt wieder etwas Neues und so geht es immer weiter. Das bedeutet, dass alles richtig ist, was du malst.“

    — Ibi-Upu (der unsichtbare Indianer - Janosch)

     

    Georg kommt neu in die Klasse 3f der Wolfbuschgrundschule. Hier trifft er auf den Sprücheklopfer Finn-Friedrich, der ihn sofort Schorschi nennt, den neunmalklugen Berti, die dicke Meli, die süße Sandy und schließlich auf den Schrecken der Schule: Kevin Knorke aus der Nachbarklasse. Auf dem Schulhof spielen sie „wer den weitesten Sprung von der schwingenden Schaukel macht, hat gewonnen“. Die Kinder finden, dass Schorschi ein Angsthase ist, nur weil er lieber nicht von der schwingenden Schaukel springen möchte. Er möchte auch lieber keinen großen Käfer anfassen oder Kevin Knorke mal so richtig eine kleben. Schorschi steht einfach lieber daneben und guckt. Doch als er beim Spaziergang die Kindergruppe verliert und allein durch den Wald irrt, begegnet er einer Gruppe sehr großer und isegrimmiger Tiere. Und plötzlich steht Schorschi nicht mehr daneben, sondern mittendrin: Nachdem die Tiere beschlossen haben, Schorschi doch nicht zu fressen, nehmen sie ihn in ihr Rudel auf. Und da sie einfach nichts mit sich anzufangen wissen, was Spaß bereitet, außer andere aufzufressen, bringt ihnen Schorschi das Spielen bei. Das ist gar nicht so leicht, denn jeder der struppigen Genossen hat irgendeine andere Angst, die es zu überwinden gilt, bevor schließlich alle wild herumtoben können. Am nächsten Tag kehrt Schorschi in die Schule zurück und wagt nun endlich ein Risiko einzugehen... Eine Geschichte mit Puppen über das Vertrauen in sich und den eigenen Kopf.

     

    Für Kinder ab 7 Jahren

     

    Regie und Konzept: Prinzip Gonzo (Tim Tonndorf und Holle Münster)

    Bühne und Kostüme: Kersten Paulsen

    Figuren: Janusz Debinski

    Spiel: Tanja Höhne, Anika Herzberg, Julia Jung, Carmen Jung, Sarah Wissner und Robert Buschbacher

    Eine Produktion des Studiengangs Figurentheater

    Ab 12. April 2015 im Wilhelma Theater

     

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Joseph Haydn: Orlando Paladino

    Foto: C. Kalscheuer

    Orlando Paladino
    Musik: Joseph Haydn; Text: Nunziato Porta
    UA: 1782, Schloss Eszterháza

    Opernproduktion der Opernschule der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

    Warum Nunziato Porta und Joseph Haydn ihre 1782 uraufgeführte Oper Orlando Paladino genannt haben und nicht bei Ariosts Titel Orlando furioso geblieben sind, ist nicht bekannt. Vielleicht musste der besseren Unterscheidung wegen der rasende Roland dem treuen Anhänger Roland weichen. Inhaltlich lässt sich eine solche Umbenennung nur schwerlich nachvollziehen. Die beiden Autoren erzählen nämlich gerade nicht den Moment von Rolands treuer Gefolgschaft sondern den Moment des kompletten außer sich seins. Jeden, den er trifft, bedroht Orlando mit der Waffe und sein Gegenspieler Rodomonte tritt nie auf, ohne jemanden totschlagen zu wollen. Den Gegenpol dazu bildet auch keine romantische Liebesgeschichte, sondern die Furcht aller vor der männlichen Gewalt als die andere Seite dieser Medaille. Angelica, Orlandos Objekt der Begierde, hat zwar ein inniges Wiedersehensduett mit ihrem Liebhaber Medoro, aber ansonsten herrscht auch hier nur dunkle Vorahnung und Todesangst. Lediglich das Buffo-Paar durchbricht den Bann des Grauens, wobei dessen Duett mit seinem bei Papa Haydn kaum vermuteten Lustgestöhne mehr erotisch-sexuell als verliebt-romantisch vertont wurde.
    Die Inszenierung der Opernschule stellt sich der Herausforderung dieser Materie und verabschiedet sich komplett vom pittoresken Rokoko-Idyll. Sie nimmt die Gewalt, die Angst, den Schmerz, die Liebe und die Sexualität, die die Autoren den Figuren mitgegeben haben, ernst. Orlandos Raserei wird als das gezeigt, was sie ist: als Amoklauf. In einem unsicheren, an jeder Stelle durchlässigen Raum sind die Protagonisten einer permanenten Bedrohung ausgesetzt. Und zu unserem nicht geringen Erstaunen trägt Haydns Musik diese Kraft in sich und stützt die Figuren in ihrem existentiellen Kampf. So entpuppt sich wieder einmal Haydn als der ewig Unterschätzte, den man nie härter und direkter sah, als in seinem rasenden Orlando paladino.

    Mit: Alice Chinaglia, Chulhei Cho, Alice Fuder, Taxiarchoula Kanati, Tianji Lin, Maja Majcen, Thembinkosi Mgentyengana, Philipp Nicklaus, Philipp Schulz, Jeanne Seguin, Simon Stricker

    Es spielt das Stuttgarter Kammerorchester
    und Studierende der Bläserklassen
    Musikalische Leitung: Bernhard Epstein
    Regie: Bernd Schmitt
    Bühne und Kostüme: Birgit Angele

    Werkeinführung jeweils 30 min vor Vorstellungsbeginn im Foyer

    Inszenierung empfohlen ab 14 Jahren!

    Ab 26. Januar 2015 im Wilhelma Theater

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Die drei Räuber - Figurentheater für Kinder ab 5

    Fotos: Andreas Zauner

    Die WLB Esslingen zu Gast im Wilhelma Theater:

    Tomi Ungerer
    Die drei Räuber

    Sie sind drei Räuber, wie sie im Buche stehen: Keine Kutsche ist vor ihnen sicher, so manchen Reisenden erleichtern sie um seine Barschaft. Bis ihnen eines Tages ein ganz besonderes Beutestück in die Hände fällt: das Waisenmädchen Tiffany. Die weigert sich ganz einfach, Angst vor den düsteren Gesellen zu haben und macht sich frech und unerschrocken daran, das Leben der Drei gehörig auf den Kopf zu stellen. Wie es ihnen mit dem neuen „Familienmitglied“ ergeht und was die Räuber eigentlich mit ihrem gewaltigen Schatz vorhaben, davon erzählt „Die drei Räuber“ auf spannende und herzerwärmende Art und Weise.

    Bereits 1961 schuf der Autor, Zeichner und Illustrator Tomi Ungerer sein beliebtes Bilderbuch, das seitdem Generationen begeistert hat und zum Klassiker geworden ist.

    Für „Die drei Räuber“ arbeitet die WLB mit den Studiengängen Figurentheater der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart sowie Puppenspielkunst an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin zusammen.

    Inszenierung: Hans-Jochen Menzel
    Ausstattung: Katrin Busching
    Puppenbau: Peter Lutz
    Mit: Daniel Elias Böhm, Sascha Bufe, Sabine Christiane Dotzer, Martin Frolowitz, Hanna Malhas, Nico Parisius, Eike Schmidt, Lena Wimmer

    Für Kinder ab 5 Jahren

    Premiere im Wilhelma Theater am 6. Dezember 2014

    Henrik Ibsen / PEER GYNT / Szenen

    Wer ist Peer Gynt?
    Ein Fabulierer und Phantast, der keinen Unterscheid macht zwischen Traum und Realität. Ein Kindskopfkaiser, der Alles will und doch sich selbst genug ist; auf der Suche nach sich selbst und auf der Flucht vor sich selbst; immer ein Anderer: Verführer, Versager, Unternehmer, Prophet und Irrenhausbewohner, alles in allem eine entblätterte Zwiebel ohne Kern.
    Wer könnte dieser Peer Gynt sein? Diese Frage stellen sich acht Schauspiel- und drei Figurentheater-Studierende und treten damit eine phantastische theatrale Recherchereise auf der Bühne an: Wie lässt sich zum Beispiel mit der Sprache auf dem Rücken eines Bocks über den Gendingrad reiten? Wie kann die Verzerrung der Realität im Königreich der Trolle dargestellt werden? Welcher Phantasiewelt entspringt der Krumme, der Peer doch tätlich nach dem Leben trachtet? Warum scheint Solveigs Welt dagegen stillzustehen?
    Mehr als möglichen Antworten und mehr als der Vollständigkeit der Etappen gilt die Reise dem Aufbruch und dem Abenteuer!

    Es spielen die Studierenden des 3. Jahrgangs der Schauspielschule und des Figurentheaters: Jessica Cuna, Lucie Emons, Laura Locher, Susanne Schieffer, Frederik Bott, Alexey Ekimov, Rudy Orlovius, Philipp Sommer und Angela Blanc, Winnie Luzie Burz, Jan Jedenak

    Regie und Bühne: Thomas Krupa
    Kostüme: Leah Lichtwitz
    Choreographie: Verena Weiss
    Mitarbeit Figurenspiel: Stephanie Rinke

    Premiere am 8. November 2014, weitere Vorstellungen im November und Dezember 2014 sowie im Februar 2015!

    Fotos: Maurice Korbel

    Expedition Mozart: Wenn ich wenigstens wüsste, wo ich wäre

    „Wenn ich wenigstens wüsste wo ich wäre“, lauten die verzweifelten Worte Papagenos aus der „Zauberflöte“. Nicht wissend wo die Reise hinführt, folgt er Tamino ins unbekannte Reich des Sarastro. Auf der Suche nach Liebe, Glück und Anerkennung eröffnen sich jedoch neue Türen in ungeahnte Gefühlswelten.

    Mozarts Musik beschreibt die Ängste und Sehnsüchte seiner Figuren. Das Streben nach Erfolg und Ruhm führt nicht selten über Hindernisse zum Ziel. Doch was können seine Melodien über die Opernhandlung hinaus? Wie nehmen wir diese Musik wahr, was kann sie in uns auslösen?  

    Prof. Kathrin Prick widmet sich in ihrer Abschiedsarbeit vom Wilhelma-Theater gemeinsam mit allen Studierenden und vielen Dozenten der Opernschule der Frage nach der Aktualität Mozarts im Heute und Hier. Ausgehend von der konkreten Lebenssituation der Gesangsstudenten entsteht ein Experiment, das sich dem subjektiven Empfinden von Mozarts Melodien widmet. Die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Studierenden aus elf Nationen begeben sich auf eine Spurensuche in Mozarts Musik, seinen Bühnenfiguren und sich selbst. Ein Theaterabend aus jugendlichem Esprit und emotionaler Tiefe.

    Ein Opernabend der Opernschule.

    Mit dem Stuttgarter Kammerorchester
    und Studierenden der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.

    Musikalische Leitung: Bernhard Epstein
    Regie: Kathrin Prick

    Premiere am 5. Juni 2014, 19 Uhr. Weitere Vorstellungen bis zum 16. Juni 2014.

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    ZYRKL - im Kopf von Nr. 45

    Drei Figurenspieler untersuchen die Falltüren und Geheimgänge in dem Gebäude, das sich Persönlichkeit nennt. Sind die Wände unseres Selbst verrückt? Wen können wir aufhängen, wenn alle Bilder die wir von uns haben Fälschungen sind? Die Tapeten sind zerknittert. Unsere Wände sind rund geworden. Wir krümmen den Raum. Wie viel Ich steckt im Wir? Und wie viel Wir im eigenen Ich?

    ZYRKL ist die Einladung auf eine Expedition in verschollene Räume des 174 Jahre alten Wilhelma Theaters. Zwischen Kopfkino, Hirntripping und Moonshooting - Eine Reise für 70 Zuschauer, hilfreiche Tiere und 3,141 Spieler.

    Es spielen Studierende des zweiten Jahres Figurentheater:

    Winnie Luzie Burz, Paula Zweiböhmer und Jan Jedenak, sowie zwei helfende Hände

     

    Regie: Florian Feisl

    Figurenbau: Antje Töpfer und Studiengang

    Video: Oliver Feigl

    Musik: Christoph "Mäcki" Hamann

     

    Premiere am 2. April 2014, in vielen Winkeln des Wilhelma Theaters.

     

    Fotos: Oliver Roeckle

    A.von Zemlinsky: Der Zwerg / G.Kurtág: Botschaften der verstorbenen R. W. Trussova

    Die neue Produktion der Opernschule - zwei moderne Operneinakter:

    Die Oper „Der Zwerg“ spielt im Spanien des 16. Jahrhunderts am königlichen Hof, der sicher kein guter Ort für persönliche Empfindungen war. Der kleinwüchsige und missgestaltete Sohn eines Köhlers, der bislang im Wald lebte und mit sich und der Natur im Reinen war, wurde ob seiner grotesken Erscheinung seinem Vater abgekauft und landet schließlich im Palast auf dem Geburtstagstisch der Infantin. Er tanzt für sie und die Infantin ist entzückt. Nun glaubt der Zwerg, die Freude der Infantin gälte seiner Person und verliebt sich in dieses Wesen von nie gesehener Schönheit. Doch als die Zofe Ghita ihm sein Spiegelbild zeigt, das er noch nie zuvor erblickt hat, begreift der Zwerg, dass er für die Infantin nur ein Spielzeug war und stirbt an gebrochenem Herzen.

    Die Botschaften der R. W. Trussova handeln von ungestillter Sehnsucht, vom Begehren und Verlangen, von Genuss, Zärtlichkeit und Unterdrückung. Botschaften, die auch der Zwerg hätte schreiben können, wäre er einer poetischen Sprache mächtig gewesen oder die Infantin Donna Clara, falls sie in späteren Jahren ihr eigenes Herz entdeckt hätte, durchbohrt von der dünnen Nadel des Leidens. Mindestens so stark wie die Worte von Rimma Dalos vermittelt uns die Musik György Kurtágs eine Ahnung davon, wer Frau Trussowa gewesen sein mochte. Mit einem merkwürdigen Ensemble aus Oboe, Klarinette, Horn, Mandoline, Cymbalon, Harfe, Klavier, Celesta, Vibrafon, Xylophon, Glocken, Schlagzeug und drei Streichern schafft er eine Klangwelt von kaum gehörter, bisweilen körperlich schmerzhaft erfahrbarer Dichte.

    Es spielen Instrumentalisten der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

    Musikalische Leitung: Nicholas Kok
    Inszenierung: Kathrin Prick (Zemlinsky), Bernd Schmitt (Kurtág)
    Ausstattung: Birgit Angele
    Kammerfassung "Der Zwerg": Jan-Benjamin Homolka

    Premiere am 6. Februar 2014 im Wilhelma-Theater

    Alexander von Zemlinsky: Der Zwerg

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    G. Kurtàg: Botschaften der verstorbenen R.W. Trussowa

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Maxim Gorki: Nachtasyl

    Die wollen wir doch möglichst gar nicht sehen, weder im Leben und schon gar nicht im Theater – daran hat sich seit der Uraufführung 1902 nichts geändert – diese Verlierer, diese Gescheiterten, Entgleisten, Heruntergekommenen, diese überflüssigen Menschen, die im Nachtasyl gestrandet sind. Sind doch selber schuld, diese ‚Opfer’!

    Alles scheint in dieser Herberge für Obdachlose verloren zu sein. Was aber bleibt, sind die Menschen, die lieben, die hassen, die belügen und betrügen sich um ein paar Kopeken genauso erbittert, wie sie um den allerletzten Rest von Würde streiten. Je tiefer die Krise, desto stärker ist ihre Sehnsucht nach Veränderung, desto größer die Hoffnung auf Besserung. Mit allen Kräften wollen sie nur Eins: ein besseres Leben! Selbst wenn man dafür über Leichen gehen muss.

    So wird an dieser gesellschaftlichen Endstation das ganze Leben vorgeführt – und das Nachtasyl zum Brennglas oder Zerrspiegel.

    Es spielen die Schauspielstudierenden des 3. Jahrgangs: Sheila Eckhardt, Marlene Hofmann, Carmen Witt und Christian Czeremnych, Mark Filatov, Rudy Orlovius, Frederic Soltow

    und mit Rainer Philippi in der Rolle des Luka

    Regie: Mara Kimele, Bühne und Kostüme: Kersten Paulsen, Dramaturgie: Franziska Kötz

    Premiere am 9. Oktober 2013 im Wilhelma Theater

    Fotos: Oliver Röckle

    Giuseppe Verdi: FALSTAFF

    Illustration: Kersten Paulsen

    Falstaff
    Commedia lirica in drei Akten
    Text von Arrigo Boito nach Shakespeare
    Musik von Giuseppe Verdi

    Falstaff ist Giuseppe Verdis letzte Oper. Mit ihr hat er der Nachwelt noch einmal, lange nach dem eigentlichen Untergang der opera buffa, eine musikalische Komödie hinterlassen, die auf geniale Weise den Kern des Genres mit einem altersweisen Blick über viele Jahrhunderte zusammenfasst. Die Geschichte vom Ritter Sir John Falstaff, der sich einen Bauch anfraß, um sich gegen die Zumutungen einer gemeinen Welt zu wappnen, inspirierte Verdi zu einer Musik, die mit einer unvergleichlichen Ökonomie der Mittel uns Figuren und Episoden vor Ohren führt, wie man sie bis dahin noch nicht gehört hatte.

    Die Opernschule der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst nimmt sich im Verdi-Jahr dieses Vermächtnisses an und wir werden sehen, wer neben dem dicken Sir John noch Platz hat auf den Brettern einer Welt, die weiter nichts ist als Posse.

    Musikalische Leitung: Bernhard Epstein
    Regie: Matthias Schönfeldt
    Ausstattung: Kersten Paulsen

    Mit den Solistinnen und Solisten Meike Hartmann, Zografia Madesi, Maria Pizzuto, Marie-Pierre Roy; Yeun Ku Chu, Marcus Elsäßer, Jongwook Jeon, Yongkeun Kim, Dennis Marr, Seok Hoon Moon;

    dem Chor: Enni Gorbonosova, Anne Kathrin Gratz, Jasmin Hofmann, Sara-Maria Saalmann, Lena Spohn; Roger Gehrig, Sven Jüttner, Philipp Nickolaus, Philipp Schulz

    und dem HochschulSinfonieOrchester

    Premiere am 6. Juni 2013 im Wilhelma Theater

     

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Frankenstein - Figurentheater nach Mary Shelley

    Bild: Stefanie Oberhoff

    Ein Blitz durchzuckt die Nacht und schlägt in einen Körper ein. Es beginnt zu leben! Es lebt tatsächlich! Doch kaum in die Welt geworfen, ist das neue Lebewesen allein auf sich gestellt. Vom Erschaffer, dem nervenfiebrigen Wissenschaftler Frankenstein, keine Spur. Also raus in die weite Welt, deren menschliche Verhaltensformen sich die Kreatur schnell aneignet. Doch auch Sprache, Lesekunst und höfliches Auftreten helfen nichts: Der aus Leichenteilen zusammengesetzte Körper ist auf ewig entstellt und ruft das brutale Entsetzen der Menschheit hervor. Die Suche nach Liebe und Anerkennung treibt das Monster zurück zu seinem Schöpfer – doch dieser weigert sich, den Wünschen seines künstlichen Kindes nachzugeben und verspielt so in einem mörderischen Zweikampf nicht nur das Leben seiner Liebsten.

     

    Victor Frankenstein und sein Monster, die Geschichte von Schöpfer und Geschöpf, von Mensch und Monster. Die wohl bekannteste Horrorgeschichte des 19. Jahrhunderts aus der Feder der englischen Schriftstellerin Mary Shelley nehmen Studierende des Figurentheaters als Ausgangspunkt für ihre Reise zwischen Leben und Tod. Mit hyperrealistischen Puppen und kruden Objekten schlagen sie in ihrem figurentheatralen Forschungslabor Kerben in die romantische Erzählung auf der Suche nach dem Menschlichen im Monster und dem Monsterhaften im Menschen.

     

    Eine Produktion des Studiengangs Figurentheater der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart in Kooperation mit dem Puppentheater Magdeburg.

     

    Regie: Stephanie Rinke

    Dramaturgie: Tim Sandweg

    Puppen: Janusz Debinski

    Bühne: Stefanie Oberhoff

    Musik: Johannes Frisch

     

    Spiel: Angela Blanc, Iris Keller, Hanna Malhas, Coline Petit, Sascha Bufe, Eike Schmidt (Studierende der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart)

     

    Premiere am 12. April 2013 im Wilhelma Theater

     

     

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Paul Hindemith: NEUES VOM TAGE

    Foto: Christoph Kalscheuer

    Neues vom Tage 2013:
    Big Brother, Dschungelcamp, Bauer sucht Frau; wir wissen wie viele Beziehungen unsere PolitikerInnen haben (zumindest eheliche), wie viele Kinder sie bekommen (zumindest eheliche) und haben eine Ahnung, ob wir es mit einem Single, einer stabilen Beziehung oder Menschen mit Lebensabschnittsgefährten zu tun haben (anderes wird ausgeklammert). Deutschland chatet, postet, doodelt und weiß Bescheid über den Dackel von Paris Hilton, die Zahnspange von Till Schweigers Tochter, in welcher Unterwäsche Bar Refaeli ihren Pool säubert, und was sie dabei verdient. Wo „Neues vom Tage“ unser Gespräch bestimmt, regiert das Banale, die Routine und die Sensation – Zeit und Ort für Überhöhung, Bestimmung oder Sensibilisierung wirken wie Oasen einer vergangenen Zeit und das Private hat so viel Poesie wie ein karierter Strumpf. Doch nicht erst heute fällt auf, was der Ausverkauf der Gefühle bedeutet: 1929 hat Hindemith eine Oper darüber geschrieben (Text von Marcellus Schiffer) und der Abwesenheit von Poesie einen verstörenden Ausdruck verliehen.

    Kaum verheiratet wollen Laura und Eduard sich wieder scheiden lassen, das Ehepaar M macht es vor, doch was zunächst kurz und schmerzlos über die Bühne zu gehen scheint, erweist sich als kompliziert. Eine Scheidung braucht einen Grund, hier zu kaufen im „Büro für Familienangelegenheiten GmbH“ und personifiziert durch den schönen Herrn Hermann. Begehren ohne Gefühle soll er zeigen für und mit der scheidungswilligen Ehefrau, doch schon die Versuche misslingen so gründlich, dass die Venus von Milo zu Bruch geht. Eduard landet im Gefängnis und Laura in einer Hotelbadewanne, wo sie sich im Streit mit Herrn Hermann und Frau M schließlich dem halben Hotelpersonal entblößt gegenübersieht. Mit einem Chor versucht man sich der Peinlichkeit zu entledigen, doch der Mechanismus der Öffentlichkeit ist unerbittlich: Manager wittern die Story, wollen die Geschichte verkaufen und als Eduard und Laura sich einer neuen Gefühlswallung folgend doch nicht mehr scheiden lassen wollen, verwehren ihre Zuschauer ihnen dieses Recht.

    Die Uraufführung in der Krolloper (Berlin) fiel durch: zu experimentell schien Hindemiths Komposition. Und doch konnte man sich später des Eindrucks nicht erwehren, dass vielmehr der sozialkritische Stoff im unerwarteten Opernkleid Grund für die Irritation war.

    Eine Produktion der Opernschule der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

    Musikalische Leitung: Michael Klubertanz
    Regie: Bernd Schmitt
    Dramaturgie: Tina Brüggemann
    Ausstattung: Annette Wolf
    Musikalische Bearbeitung: Leyou Wang

    Mit: Isabella Froncala, Maria Pizzuto; Jongwook Jeon, Dennis Marr, Hansoul Moon;´Karline Círule, Jasmin Hofmann, Jeanne Seguin; Julian Popken und einem Kammerorchester aus Studierenden der Hochschule und Gästen.

    Premiere am 7. Februar 2013 im Wilhelma Theater

     

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Was ihr wollt

    Nicht umsonst heißt dieser Abend "Was ihr wollt": Shakespeare packte in seine beliebteste Komödie alles hinein, was man im Leben, in der Liebe - oder kurz - im Theater erleben will: anbetungswürdige Frauen, die sich als Männer ausgeben, Helden, die nicht nur ihre Schlagkraft, sondern auch ihre Sensibilität beweisen müssen; miese Karrieristen, die in den Keller gesperrt werden; Herrscher, die sich auch tatsächlich einsichtig zeigen; Großmäuler, die windelweich geprügelt werden …

    Und was genau passiert im Zentrum aller unerfüllten Sehnsuchtsstürme, echten Räusche und falschen Freunde? Die in der Fremde gestrandete Viola, nach einem Schiffbruch von ihrem Bruder Sebastian auf immer getrennt, entschließt sich, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Ab sofort wird sie sich nicht mehr leidend ihrem Unglück ergeben, sondern zumindest anderen zu deren Glück verhelfen. Als Cesario verkleidet will sie dem Herzog Orsino bei dessen Liebesplänen helfen. Also wirbt sie als Bote bei seiner angebeteten Olivia. Und tatsächlich erwacht die Liebe in Olivia - doch nicht zum Herzog, sondern zu diesem ungewöhnlichen Boten. Und auch der verkleidete Bote verliebt sich - doch nicht in Olivia, sondern in den Herzog. Damit nicht genug, sind da auch noch Sir Andrew und der Diener Malvolio, die Olivia für sich haben wollen…

    "Was ihr wollt" ist eine verworrene und verwirrende Suche aller nach dem großen, ewigen, einzigen Glück - und die Hoffnung, es wenigstens nur für einen einzigen Moment in Händen zu halten, ehe jeder in Hysterie und Verzweiflung einsam versinkt.

     

    Es spielen Studierende der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart:
    Lilith Marie Häßle, Alrun Herbig, Marianne Jordan, Robin la Baume; Julius Forster, Daniel Friedl, Arlen Konietz, Andreas Ricci

     

    Regie: Samuel Weiss
    Bühne und Kostüme: Ralph Zeger
    Dramaturgie: Frederik Zeugke

     

    Premiere: 20.10.2012, 20 Uhr im Wilhelma Theater

     

    Fotos: Wolfgang Silveri

    DON GIOVANNI

    Foto: Christoph Kalscheuer

    Wolfgang Amadeus Mozart

    Dramma giocoso in zwei Akten

    Dichtung von Lorenzo Da Ponte

    in italienischer Sprache

     

    Den Bösen sind sie los. Das Böse ist geblieben.

     

    Über "Don Giovanni" ist alles gesagt. Seine Charakterisierung als Don Giovanni oder Don Juan in Texten und Kompositionen, in Filmen und der bildenden Kunst liest sich seit der Urfassung von Tirso de Molinas Komödie "El burlador de Sevilla y convidado de piedra"  aus dem 17. Jahrhundert weit über Spaniens Grenzen hinaus bis heute wie ein Telefonbuch.

    Im Gegensatz zu Casanova, aus dessen Memoiren wir wissen, wie er als venezianischer Schriftsteller vom 1725 bis 1798 gelebt und dass er der Uraufführung der Oper von Da Ponte und Mozart am 29. Oktober 1787 in Prag beigewohnt hat, ist Don Giovanni, der Archetypus des Verführers, eine fiktive, eine mythologische Figur. Als solche ist er ebenso berühmt und sagenumwoben wie ein Odysseus oder Herkules, wie eine Elektra, Medea oder Kassandra. Mythologische Figuren zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht eindeutig fassbar sind, weil sie von größter Disparität sind und in sich unvereinbare Ordnungen verbinden: Vom virilen, charmanten und charismatischen Verführer über den destruktiven, todessüchtigen Getriebenen bis hin zum wollüstigen, vergewaltigenden und mordenden Ungeheuer reicht die Bandbreite. Keine dieser Fassungen stimmt und alle stimmen; er ist dies alles und er ist es auch nicht, dieser Don Giovanni, dessen erste gesungenen Sätze wie eine Spielanweisung auf der Suche nach der Titelfigur klingen: "Donna folle! indarno gridi! chi son io tu non saprai." - "Verrücktes Weib, umsonst schreist Du! Wer ich bin, wirst Du nicht erfahren."

     

    Uns wird es in der Inszenierung am Wilhelma Theater weniger um die Entscheidung gehen, für welche Fassung dieser Figur wir uns entscheiden und welche Ordnung wir am Ende siegen lassen, sondern um die Frage: Was macht den Don Giovanni zum Don Giovanni, genauer: Wer macht den Don Giovanni zum Don Giovanni? Wir begeben uns auf die Spurensuche nicht nur nach dem, was Don Giovanni ist, sondern vor allem nach dem, was wir aus ihm machen: Wenn Männer und Frauen auf der Bühne wie im Publikum gleichermaßen zu Beginn von seiner grenzüberschreitenden Leidenschaft fasziniert sind, projizieren wir in den Don Giovanni nicht eine Sehnsucht, die wir in unserem eigenen Leben so oft nicht stillen können? Umso erleichterter sind wir, dass derselbe Don Giovanni, den wir eben noch für seine Grenzenlosigkeit bewundert haben, seinem rechtmäßigen Ende zugeführt wird und er in der Hölle schmoren muss, weil er zu weit gegangen ist und die gesellschaftliche Ordnung gewaltig ins Wanken gebracht hat.

     

    Das Chaos ist überwunden, die Ordnung nach der Bestrafung durch den Steinernen Gast wiederhergestellt - scheinbar: Donna Elvira kann ins Kloster gehen, Donna Anna schindet noch ein Jahr Zeit zur Hochzeit mit dem Tenor Don Ottavio, Masetto und Zerlina essen erst einmal Abendbrot und Leporello sucht sich einen neuen Job. Doch die Gewalt, die von der Titelfigur ausgegangen war, ist allen Figuren und der "Oper aller Opern" - wie der Schriftsteller und Komponist E.T.A. Hoffmann den "Don Giovanni" von Da Ponte und Mozart so nachhaltig bezeichnete - immanent. Sie ist in der Ouvertüre zu hören, sie setzt sich mit dem Übergriff an Donna Anna und dem Mord am ihrem Papa, dem Commendatore fort, geht über die Züchtigung Leporellos und Masettos bis hin zu den uns bis ins Mark erschütternden Schmerzensschreien der Zerlina im Finale I. Wie heiter das von Gewalt durchsäte dramma giocoso dabei bleibt, ist ebenso offen wie die Frage nach der Unversehrtheit der Figuren am Ende. Nicht ganz offen bleibt, dass Gewalt Spuren bei Menschen hinterlässt - bei denen, die sie ausüben, und denen, die sie erfahren.

     

    Eine Produktion der Opernschule

    Don Giovanni: DaeHyun Ahn/Daniel Raschinsky
    Donna Anna: Mi Yon Baek/Juliette Vargas
    Don Ottavio: Junho Lee/Ewandro Cruz Stenzowski
    Komtur: Patrick Zielke/Yeun Ku Chu
    Donna Elvira: Gunta Cese/Jennifer Owusu
    Leporello: JunHyog Jung/Patrick Zielke
    Masetto: Jongwook Jeon/Johannes Mooser
    Zerlina: Isabella Froncala/Maria Pizzuto

     

    Es spielen das Stuttgarter Kammerorchester und Studenten der Hochschule

    Ein Kammerchor aus Studenten der Hochschule

     

    Musikalische Leitung: Bernhard Epstein

    Inszenierung: Waltraud Lehner

    Bühne: Benno Brösicke

    Kostüme: Katherina Kopp

     

    Premiere 1 am 2. Juni 2012, 19 Uhr

    Premiere 2 am 3. Juni 2012, 18 Uhr

    im Wilhelma Theater

     

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    The turn of the screw

    Oper von Benjamin Britten nach der gleichnamigen Novelle von Henry James

    Unterdrückte Triebe, Rebellion gegen moralische Regelwerke und Gespenster mit erotischem Sendungsbewusstsein: Der Masterstudiengang Operngesang bringt mit „The Turn of the Screw“ einen Opern-Psychothriller auf die Bühne. Die düsteren Vorgänge um zwei Waisenkinder auf dem abgelegenen englischen Landgut Bly schildert Britten mit einer Musik von atemberaubender klanglicher Gewalt.

    „The Turn of the Screw“, zu deutsch „Die Drehung der Schraube“, erzählt von einem Netz verborgener Traumata, Ängste, Erwartungen und Sehnsüchte, in das die Kinder Flora und Miles verstrickt sind. Sie stehen unter der Obhut einer jungen Londoner Gouvernante und der greisen Haushälterin Mrs. Grose, die einen schockierenden Anpassungswillen an die Regeln des abwesenden und schwer beschäftigten Vormundes der Kinder zeigen. Sie zwingen den Geschwistern das eigene unreflektierte Rollenverständnis auf. Dann beginnt die Gouvernante, Geister zu sehen, und ein Kampf um die Zukunft der Kinder entbrennt.

    Alvaro Schoeck inszeniert dieses rätselhafte und provozierende Werk, das gleichzeitig eines der zugänglichsten und verführerischsten des 20. Jahrhunderts ist.


    mit Gunta Cese, Eva Eiter, Ewandro Cruz Stenzowski, Jennifer May Owusu, Kora Pavelic, Yao Yao

    Es spielt ein Kammerorchester aus Studierenden der Hochschule für Musi und Darstellende Kunst Stuttgart.

    Musikalische Leitung: Bernhard Epstein
    Regie: Alvaro Schoeck
    Bühne und Kostüm: Kersten Paulsen
    Dramaturgie: Franziska Kronfoth

    Premiere am 16. Februar 2012 im Wilhelma Theater

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    O Vater, armer Vater, Mutter hängt dich in den Schrank und ich bin ganz krank

    Madame Rosepettle ist eine Frau von Welt, die weiß, wie man siegreich durchs Leben kommt und was sich gehört. Und natürlich weiß sie auch, was das Beste für ihre Familie ist. Ihren Mann hat sie unsterblich an sich gebunden, auf all ihren Reisen ist er dabei; er wartet treu und klaglos im Hotelzimmer, während sie die Gegend unsicher macht. Seit sie ihn ausstopfen ließ könnte ihr Leben so beneidenswert sein: Mit ihren Fleisch fressenden Pflanzen und ihrem Edelpiranha ist immer was los, nur ihr braver Sohn Jonathan macht ihr Sorgen, seit er sich auch für eine andere Frau als die Frau Mama interessiert. Ist diese Rosalie wirklich nur die schüchterne Babysitterin von Nebenan oder ein durchtriebenes Miststücke, das den Familienfrieden stört und einem zeigt, wie alt und überflüssig man geworden ist?

     

    Eine „pseudoklassische Tragifarce in einer pseudofranzösischen Tradition“ nennt der Autor Arthur Kopit (1937 in New York geboren) sein Stück des absurden Theaters, das vor fast vierzig Jahren vom Staatstheater Stuttgart aus seinen Siegeszug durch die deutschsprachigen Spielpläne antrat, mittlerweile fast vergessen ist und nun von jungen Schauspielern wieder entdeckt wird.

     

    Es spielen Schauspielstudenten der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst:

    Stephanie Biesolt, Shari Crosson, Henrike Hahn, Nora Quest, Yasin El Harrouk, Jonathan Hutter, Benjamin Janssen und Maik Rogge.

     

    Regie: Marc Lunghuß

    Bühne: Tobias Schunck

    Kostüme: Jennifer Thiel

    Dramaturgie: Frederik Zeugke

     

    Premiere im Wilhelma Theater am 14. Oktober 2011, 20 Uhr

    Fotos: Christoph Kalscheuer

    Orpheé aux enfers

    Copyright: Christoph Kalscheuer

    Jaques Offenbach wollte eine Parodie auf den Orpheus-Mythos schreiben. Genauer gesagt, sollte es ein Portrait des zweiten Kaiserreiches werden, gemalt im Gewand der griechischen Götter. Und waren die Bewohner des Olymps schon aus mythologischer Sicht nicht gerade zimperlich, so wurden sie bei Offenbach und seinen beiden Librettisten Halévy und Cremieux aller ihnen noch verbliebenen Anständigkeit und moralischen Integrität beraubt.

    Im Sinne einer Radikalaufklärung dürfen wir bei „Orphée aux enfers“ hinter die Kulissen schauen und erfahren, dass die ach so rührenden Geschichten um treue Liebe, echte Keuschheit und moralischen Anstand nichts sind als pädagogische Erbauungsliteratur für die Doch auch bei diesen sieht es nicht viel besser aus. Orpheus und Eurydice wären froh sich gegenseitig loszuwerden, doch braucht die Nachwelt wenigstens ein Beispiel einer treuen Liebe bis über den Tod hinaus und ihre Wahl fällt auf eben jenes Paar, dessen wahres Leben uns erst die Operette zeigen durfte.

    Orpheus fürchtet um seine Lektionen, Jupiter droht mit seiner Reputation die Deckung zu verlieren und die ganze Göttertruppe könnte auf Nimmerwiedersehen im Orkus versinken. Nur Eurydice scheint nichts zu verlieren zu haben und schert sich einen feuchten Kehricht. Gegen die Gefahr durch die Öffentliche Meinung ist ein Aufstand der Götter gegen Jupiter ein Klacks. Der Allvater wehrt ihn mit der linken Hand ab, indem er seinen verzuckerten Nektarnagern einen Ausflug in die Hölle inklusive Party spendiert und schlägt so allerlei Fliegen mit einer Klappe.

    Text von Hector Crémieux unter Mitarbeit von Ludovic Halévy
    Musik von Jacques Offenbach

    Version von 1858

    Gesungen in französischer Sprache mit deutschen Dialogen

    Mit Gunta Cese, Ramona d’Uva, Silvia Häntsche, Zografia Madesi, Tanja Kuhn, Tatjana Prybura, Melanie Schlerf, Haruna Yamazaki, Julian Popken, Christopher Kaplan, Nico Lindheimer, Daniel Raschinsky, Hitoshi Tamada, Christian Wilms, Patrick Zielke

    Es spielt das Orchester der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

    Musikalische Leitung: Per Borin
    Regie: Bernd Schmitt
    Bühne und Kostüme: Kersten Paulsen
    Choreografie: Mario Heinemann
    Dramaturgie: Bettina Stiller-Weishaupt

    Premiere im Wilhelma-Theater Stuttgart am 27. Mai, 19:30 Uhr

    <media 882>Kritik in der Eßlinger Zeitung (31. Mai 2011)</media>

    La Finta Giardiniera

    Copyright: Christoph Kalscheuer

    Diese opera buffa. Die höfische Welt des untergehenden Absolutismus war wie besessen von solchen Komödien, in denen unter der Maske des heiter tändelnden, liebesverwirrten Personals eiskalte Experimente am lebenden Herzen durch- und vorgeführt wurden.

    Als aberwitzige Mischung aus Verwechslungskomödie, Rührstück und Schauerdrama werden hier Konventionen, Standesgrenzen und Geschlechterrollen nicht anders über den Haufen geworfen, als es das Rokoko beim Abgang seines Zeitalters auch in der Realität erlebte. Dieser Reigen verletzter Gefühle führt aber auch tief ins Innere verstörter Menschenseelen. Wenn hier sieben Personen in die Abgründe ihrer Empfindungen stürzen, wenn sie – für die Bühne erfunden, um von einer Hofgesellschaft begafft zu werden, die das Lieben verlernt hatte - endlich in all ihre existenziellen Bedrohungen geraten, hat der an ihnen durchgeführte Versuch den Beweis der in der Liebe regierenden Vergänglichkeit planmäßig erbracht.

    Auf der Zutatenliste für dieses Komödiengebräu steht eine von ihrem Verlobten aus Eifersucht fast getötete Gräfin, die versucht, verkleidet als Gärtnerin eines ebenso bescheiden begabten wie unbescheiden auftretenden Provinzpolitikers, das Herz ihres Verlobten zu prüfen. Außerdem eben dieser Verlobte, der in eine Verbindung mit der Nichte des Provinzbeamten zu fliehen versucht. Ferner das Dienstmädchen, das die Chance wittert, mit ihrem Herren endlich einen dicken Fisch an Land ziehen zu können – und der Diener seiner als Gärtnerin nicht besonders überzeugend auftretenden Gräfin, der hofft, das Dienstmädchen könnte sich stattdessen ihm zuwenden.

    Ein waschechter Kastrat aus dem Paralleluniversum der opera seria macht dieses bunte Personal von an Herz und Seele Maskierten erst richtig krude – und ist in seinem verstümmelten Körper, in seiner unfreiwilligen Travestierolle und seiner tragisch masochistischen Beziehung zu der Nichte doch der einzig Unverstellte in diesem seltsamen Biotop.

     

    Musikalische Leitung: Bernhard Epstein
    Inszenierung: Sandra Leupold
    Bühne und Kostüme: Annette Wolf

    Orchester: Stuttgarter Kammerorchester, Studierende der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

    Es singen Studenten der Opernschule: Stefania Kurtikyan, Michael Mogl, Kora Pavelic, Melanie Schlerf, Julia Späth, Christian Wilms, Patrick Zielke

    Premiere im Wilhelma-Theater am 11. Februar 2011, 19 Uhr

     

    Ein Sommernachtstraum

    Copyright: Christoph Kalscheuer

    Am Hof von Athen will Herzog Theseus endlich seine Hippolyta heiraten, die aber nicht unbedingt ihn. Auch den Untertanen ergeht es in Liebesdingen nicht viel besser: Helena liebt Demetrius, Demetrius aber liebt Hermia, Hermia liebt Lysander und Lysander wiederum liebt Helena – da hilft nur die Flucht in den Wald, die Liebenden voran, die Eifersüchtigen hinterher. Ein lustvoll liebestoller Sommernachts-Alptraum beginnt, sein Dirigent ist der Waldgeist Puck, Diener des ebenfalls zerstrittenen Königspaares im Feenreich, Oberon und Titania. Mithilfe einer Zauberblume bewirkt Puck, dass sich die Falschen in die Richtigen und die Richtigen in die Falschen verlieben. In diesem Dickicht der Gefühle, dieser Midsummer-madness,

    Aus dem Englischen von Jürgen Gosch, Angela Schanelec und Wolfgang Wiens

    Es spielen Schauspielstudenten der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst

    Regie: Gerd Heinz, Bühne und Kostüme: Kersten Paulsen, Dramaturgie: Franziska Kötz

    Premiere im Wilhelma Theater am Freitag, den 8. Oktober 2010

    La Bohème

    Copyright: Dominik Eisele

    Was bleibt übrig – so fragen wir uns bei der Konzeptionsarbeit für Puccinis Oper „La Bohème“ – was bleibt übrig, wenn wir uns „La Bohème“ einmal ohne alle dekorativen Elemente denken? Kein Paris, kein Weihnachtsabend und kein Weihnachtsmarkt, keine Zollschranken und kein Schnee, der leise rieselt. Und, so wir es schaffen, wollen wir uns auch die restlos unglaubwürdige Edelkitscharmut unserer an der Pensionsgrenze agierenden Starensembles aus dem Kopfe schlagen. Was aber bleibt dann noch? Eine gute Geschichte von sechs jungen Menschen Anfang zwanzig, die sich mit Hunger ins Leben stürzen und kosten, was ihnen das Leben anbietet: Liebe und Kunst, Erfolge und Katastrophen, Not und Überfluss, Erfahrungen, Trennungen und Tod. Wir sehen (und hören), wie sich Charaktere formen, Träume zerplatzen, falsche Wege verlassen werden und richtige gesucht. Wir bewundern ihre Überheblichkeit und spüren ihre Angst. Eine gute Geschichte, auch ohne Plüschdekoration.

    La Bohème

    Text von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica nach Henri Murgers Roman ‘Scènes de la vie de Bohème’; Musik von Giacomo Puccini
    Uraufführung: Turin 1896

    Mit Mi-Yeon Baek, Saejoung Choi, Larissa Ciulei, Mirella Hagen, Yuna-Maria Schmidt, Nicholas Boragno, Hyun-Ouk Cho, Hyorim Choi, Don Lee, Dennis Marr, Caio Monteiro, Johannes Mooser, Kai Preußker, Daniel Raschinsky, Joun-Seong Shim, Patrick Zielke, Friedrich Mack, Andreas Großberger.

    Orchester: Württembergische Philharmonie Reutlingen
    Chor: Studierende der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, sowie Gäste,
    Jugendchor Cantiamo, Leitung Robert Bärwald

    Musikalische Leitung: Bernhard Epstein
    Inszenierung: Bernd Schmitt
    Bühne und Kostüme: Claudia Philipp

    Premiere am 13.6.2010 um 18 Uhr und 15.6.2010 um 19.30 Uhr im Wilhelma-Theater Stuttgart

    Penelope

    Copyright: Dominik Eisele

    „Vergiss nicht, dass ich hier auf dich warte … immer“, sagt das Mädchen Penelope zu ihrem Schaukelpferd im Kinderzimmer, das mit Spielzeug übersät ist wie die Bibliothek eines Gelehrten mit Bücherregalen. Die Titelfigur beherrscht wie ihre homerische Namensschwester die Kunst des Wartens und des sich vorbehaltlos Überraschenlassens. Damit schlägt sie die Tonlage des Stücks an. Mit zauberhaften und verführerischen Mitteln verzichtet dieses Stück auf eine zusammenhängende Handlung im Sinne konventioneller und begründender Erzählhaltungen.

    „Penelope“ verstößt permanent gegen Denk- und Sprachkonventionen, gegen die Gesetze vertrauter Rationalität und Realität. Das Stück unterlässt mit provozierender Phantasie die üblichen Kategorisierungen. Es ist ein Spielzimmer, in dessen Kosmos eine Überraschung der anderen die Hand reicht, und dessen dramatische Spannung in der verblüffenden Reihung der wechselnden Figuren und Räume liegt. Penelope ist eine dem lyrischen Ich vergleichbare Protagonistin, deren innere Welt im Zentrum steht; und doch wirkt diese dramatische Konstellation wie ein lebendig gewordenes Bilderbuch. So vermischen sich kaleidoskopisch Menschen und Ereignisse: ein buntes Theaterereignis.

    Regie: Verena Weiss
    Bühne und Kostüme: Kersten Paulsen
    Komposition: David Morrow
    Dramaturgie: Michael Huthmann

    Es spielen Schauspielstudierende im 3. Studienjahr an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst:

    Lara Beckmann, Hanna Franck, Mirjam Sommer, Margarita Wiesner, Dolores Winkler und Daniel Fischer, David Liske, Konstantin Marsch

    Premiere am Freitag, den 26. März 2010 um 20 Uhr im Wilhelma Theater

    La Calisto

    Copyright: Dominik Eisele

    Ein vom Krieg verwüstetes Land. Jupiter und Merkur betreten als neue Besatzer das von ihnen zerstörte Gebiet. Sie gebärden sich als Retter und bedienen sich selbstverständlich der besiegten Güter und Menschen. Als sich Calisto gegen Jupiters Zudringlichkeit wehrt, zwingt er sie in ein sadistisches Rollenspiel. Ein Spiel um Macht und Unterwerfung beginnt.

    Die erotische Triebhaftigkeit des Menschen und die damit einhergehenden Mechanismen der Macht haben Pier Francesco Cavalli und sein Librettist Giovanni Faustini zum Thema ihrer 1651 in Venedig uraufgeführten Oper gemacht. Als Vorlage dienten ihnen Motive aus Ovids Metamorphosen.

    Regisseur Marco Štorman legt über die Opernhandlung die Folie des Krieges. Die Beziehungen zwischen den Menschen werden in dieser Extremsituation radikalisiert und die unterdrückten Mechanismen von Macht und Perversion zutage gefördert.

    Die Besetzung der Produktion La Calisto gleicht einer Versuchsanordnung: Fünf Opernsänger, fünf Figurentheater-Spieler mit Live-Kameras und ein Schauspieler stehen gemeinsam auf der Bühne. So werden die Grenzen der verschiedenen Genres aufgehoben. Es entsteht ein bilderreich-experimentelles Stück Musiktheater, das sich nicht zuletzt auch mit den Bilderfluten und Stereotypen unserer Wahrnehmung von Krieg auseinandersetzt.

    Oper von Francesco Cavalli (1602-1676)

    Dramma per musica von Giovanni Faustini
    Stuttgarter Fassung von Marco Štorman, Michael Klubertanz, Miriam Reimers, Werner Knoedgen
    Eine Kooperation der Opernschule mit dem Studiengang Figurentheater
    In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

    Musikalische Leitung: Michael Klubertanz, Regie: Marco Štorman, Figurenszenen/-bau: Werner Knoedgen, Sylvia Wanke, Bühne und Kostüme: Kersten Paulsen

    Es singen und spielen Studentinnen und Studenten der Opernschule und des Studiengangs Figurentheater der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.
    Mit Indra Podewils, Hyun-Ah Kim, Yuna Maria Schmidt, Melanie Schlerf, Kai Preußker, Leandro Bermudez (SängerInnen) - Pauline Drünert, Mirjam Ellenbroek, Laura Oppenhäuser, Stefan Wenzel (FigurenspielerInnen), Sebastian Gerasch (Schauspieler) 

    Premiere am 05. Februar 2010 um 19.30 Uhr im Wilhelma Theater