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Theater Lindenhof: Homo Faber
"Ich glaube nicht an Fügung und Schicksal, als Techniker bin ich gewohnt, mit den Formeln der Wahrscheinlichkeit zu rechnen" - so beschreibt die Hauptfigur Walter Faber seine Sicht auf die Welt. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit aber begegnet er dem Unvorhersehbaren, das seine Gefühle und seinen Verstand verwirrt: Durch eine Kette von Zufällen lernt er die junge Sabeth kennen, die zu seinem Schicksal wird. Faber verliebt sich und beginnt mit ihr eine Reise durch Europa. Er ahnt, was er nicht wissen will: dass sie seine Tochter ist. Ihr überraschender Tod erschüttert sein Weltbild. Faber scheitert schließlich an der Unberechenbarkeit des Lebens, das ihn mit seiner Schuld und der eigenen
Sterblichkeit konfrontiert.
Die am Melchinger Theater Lindenhof entstandene Inszenierung von Homo Faber hat bei den Hamburger Privattheatertagen 2014 in der Sparte Zeitgenössisches Drama den begehrten MONICA-BLEIBTREU-PREIS erhalten. In ihrer Begründung hob die Festival-Jury das konzentrierte Ensemblespiel hervor und betonte, dass es mit großer sprachlicher Präzision gelungen sei, die zeitlosen Themen des Romans von 1957 in unsere heutigen Tage zu übertragen.
Die Inszenierung des Stuttgarter Regisseurs Christoph Küster hält sich dicht an den Originaltext und konzentriert sich auf die Innenwelt Fabers, in die der Zufall, das Ungeplante eindringt. Rückblickend erzählt Walter Faber die Chronologie der Ereignisse. Durch die Stimmen der anderen Figuren, die ihn entlarven, sein verfehltes Leben aufdecken und ihn unbarmherzig durch die letzten Monate seines Lebens treiben, wird die Diskrepanz zwischen Fabers
Selbstsicht und der Wirklichkeit dem Zuschauer vor Augen geführt. Diesem Erkenntnisprozess haften - aller Tragik zum Trotz zuweilen auch komische Züge an. Die inneren Stimmen lassen den Technikgläubigen schließlich verstummen und führen den Menschen Walter Faber zur Annahme seines Schicksals.
Es spielen: Oliver Moumouris (Walter Faber)
Kathrin Kestler (Sabeth, Hannah u.a.)
Reinhard Froboess (Erzähler, Herbert Hencke u.a.)
Regie: Christof Küster
Bühne & Kostüme: Maria Martinez Peña
Dramaturgie: Barbara Brandhuber